Schwerer Rock auf Hut

MINI-FESTIVAL Das „Dümpeldoom“, Bremens nach eigener Aussage ältestes Indoor-Festival, feiert am heutigen Samstagabend sein fünfjähriges Bestehen bei freiem Eintritt im Bluesclub Meisenfrei mit vier Bands

Die wollen vor allem spielen: Treedeon aus Berlin sind die Hauptattraktion des „Dümpeldoom“-Festivals   Foto: PR

von Andreas Schnell

Das mit dem Festival im Titel, das ist durchaus mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Eine ironische Antwort auf den Festival-Hype der letzten Jahre. „Wir wollten das ein bisschen karikieren“, sagt Frank Hildebrandt, der Veranstalter des „Dümpeldoom“-Festivals. Denn eigentlich ließe sich das Dümpeldoom auch einfach als Konzert mit einer knappen Handvoll Bands verstehen.

Ganz so gewöhnlich ist die Veranstaltung, die der 47-jährige Bürokaufmann seit nunmehr fünf Jahren auf die Beine stellt, dann allerdings doch nicht. Ins Leben rief Hildebrandt das Dümpeldoom nicht zuletzt, weil er als Musiker auf der Bühne stehen wollte. „Wir hatten einfach Lust, was zu organisieren an einem Ort, wo noch nie was gelaufen ist, wie in den Achtzigern.“

Die stilistische Ausrichtung auf Doom, Stoner Rock und Punk hat ihre Wurzeln in jener Zeit. Hildebrandt kommt aus Velbert, wo es in den Achtzigerjahren eine umtriebige Hardcore- und Metalszene gab, Aushängeschilder waren die Hostages Of Ayatollah auf der Hardcore- und Living Death auf der Metal-Seite. Hildebrandt war damals mittendrin, veranstaltete Konzerte und spielte in Bands. Seit 1998 lebt Hildebrandt nun schon in Bremen, und neben der Arbeit machte er weiterhin Musik, unter anderem als Schlagzeuger einer Band namens Helleater.

Per Zufall lernte deren Gitarrist den Betreiber des Dartpalasts in Habenhausen kennen: Der las nebenberuflich Heizungen ab. Die beiden kamen ins Gespräch, der Heizungsableser erzählte von seinem Dartpalast, der Musiker fragte, ob er mit seiner Band nicht dort auftreten könne. Zwar gab es vor Ort keine Soundanlage, aber man probierte es trotzdem. Der Name Dümpeldoom wurde bei ein paar Bier im Probenraum gefunden.

„Eigentlich war das als einmalige Sache geplant“, sagt Hildebrandt. „Es war auch immer ein bisschen schwierig, weil der Laden sehr abgelegen war. Eigentlich kam man nur mit dem Fahrrad gut hin. Die Leute, die es einmal geschafft hatten, kamen aber immer wieder.“ Und recht bald wurde eine Institution daraus. An spielfreudigen Bands mangelte es nicht. Und ein bisschen Festivalcharakter gewann das Dümpeldoom dadurch, dass auf dem Hof gegrillt wurde. Aber später, Anfang 2013 schloss der Dartpalast seine Pforten, das Dümpeldoom feierte im Februar Abschied, gegrillt wurde bei eisiger Kälte trotzdem.

„Wir hatten einfach Lust, was zu organisieren an einem Ort, wo noch nie was gelaufen ist, wie in den Achtzigern“

Frank Hildebrandt

Für Hildebrandt war die Sache damit fürs Erste erledigt. Es gab Anfragen von verschiedenen Läden, aber Hildebrandt zögerte. Bis die Macher des „Local Radio“, die neben einer regelmäßigen Sendung auf Radio.Weser.TV auch Konzerte im Blues­club Meisenfrei veranstalten, ihm anboten, er könne einen ihrer Samstage übernehmen. Bedingung: freier Eintritt. Aber das hatte beim Dümpeldoom ja ohnehin Tradition. Seither findet das Dümpeldoom statt dreimal jährlich nur noch einmal im Jahr statt.

Für die Jubiläumsausgabe, insgesamt die 13., ist es Hildebrandt gelungen, Treedeon aus Berlin für sein Festival zu gewinnen, die neue Band von Arne Heesch, vormals bei Ulme, und der Sängerin Yvonne Ducksworth, die einst mit der Band Jingo De Lunch zur Speerspitze der deutschen Rockszene gehörte. Mit Eta Lux steht außerdem eine Band auf der Bühne, die ihr Live-Debüt vor fünf Jahren auf dem ersten Dümpeldoom gab. Mittlerweile ist die nach Hildebrandts Aussage beste Bremer Band zurzeit auch überregional in der Szene bekannt und trat schon mit Szene-Größen wie Clutch, Kyuss Lives und Red Fang auf. Zum ersten Mal überhaupt auf einer Bühne zu sehen sind dagegen die Anarcho-Rocker Zeit zum Töten aus Erfurt und Finsterwalde.

Treedeon reisen übrigens, wie alle anderen Bands, ohne Aussicht auf eine Festgage an. Die Bands nehmen mit, was im Hut ist, der während des Konzerts herumgeht. „Bis jetzt habe ich den Musikern immer Spritgeld mitgeben können“, sagt Hildebrandt. Allerdings würde er schon ganz gern einmal Eintritt nehmen. Nicht um sich selbst etwas auszahlen zu können. Er selbst nimmt den Spaß als Lohn – und ist, wie bei bisher jedem Dümpeldoom, auch als Musiker dabei, dieses Mal mit seiner Band Coex. Aber mal eine größere Band einladen zu können, fände er schön.

Samstag, 15. August, Einlass: 19 Uhr, Konzert: 20 Uhr, Bluesclub Meisenfrei