Der Pep zum Dritten

AUFTAKT Dass Bayern München als Titelfavorit in die neue Bundesligasaison startet, ist nur langweilig. Spannend ist bloß, ob Trainer Pep Guardiola bleibt und ob endlich auch ihm das Triple gelingt

Taktiker fürs Triple: Pep Guardiola mit Neuzugang Arturo Vidal Foto: dpa

aus München Elisabeth Schlammerl

Es mag in Vergessenheit geraten sein, dass Pep Guardiola nicht grundsätzlich angespannt vor seinem Publikum sitzt. Manchmal lacht er tatsächlich und gerät fast entspannt ins Plaudern. Die deutschen Worte sprudeln dann nur so aus ihm heraus. Der Trainer des FC Bayern, das spüren alle, die ihm zuhören, ist in diesem Moment seinem Element. Es passiert immer dann, wenn es um taktische Konzepte, verschiedene Systeme, Lauf- oder Passwege geht.

Aber beim deutschen Rekordmeister dreht es sich darum eben viel zu selten, jetzt in seiner dritten Saison vielleicht noch weniger. „Ich denke, das müssen wir verbessern“, sagt Guardiola. „Ich verstehe nicht, warum wir nicht über Fußball sprechen können.“

Manchmal erweckt Guardiola tatsächlich den Eindruck, als ob er sich unverstanden fühle in München. Nicht von den Verantwortlichen des FC Bayern, nicht von Sportvorstand Mat­thias Sammer, der auf seine zugegeben rhetorisch eigenwillige Art versucht, die etwas lauter werdende Kritik an Guardiola zu moderieren. Erst recht nicht von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der offen zugibt ein Fan des Katalanen zu sein. Auch die Mannschaft weiß vermutlich immer noch genau, was ihr Trainer will. Auch wenn es ein paar Spieler gibt, die sich mehr Rückhalt wünschen würden wie Mario Götze oder Thomas Müller.

Aber aus dem Umfeld kam Guardiola in den vergangenen Wochen zu Ohren, was ihm nicht gefiel. Beim FC Bayern gehört es dazu, dass ehemalige Spieler ihre Meinung öffentlich kundtun. Stefan Effenberg, Lothar Matthäus, Oliver Kahn oder auch Michael Ballack geben gern Ratschläge – so etwas kennt Guardiola aus Spanien nicht.

Ein bisschen liegt es natürlich am Trainer, dass vor dem Saisonauftakt an diesem Freitag gegen den Hamburger SV mehr über seine noch immer ungewisse Zukunft geredet wird als über ersten Bundesligagegner. Guardiola, so beteuerte er zuletzt, habe sich noch nicht entschieden. Aber er sieht zweifelnd aus. Er wirkt manchmal genervt, etwas gereizt und keine Spur locker. Früher überging er unliebsame Fragen charmant. Jetzt bringt er seinen Unmut deutlich zum Ausdruck.

Allerdings, behauptet Phi­lipp Lahm, sei dies allein die Meinung externer Beobachter. „Die sollen alle mal herkommen“, rät der Kapitän, dann würden die einen komplett anderen Guardiola erleben. „Er hat sich nicht großartig verändert. Man merkt, dass er zu 100 Prozent bei der Sache ist. Er will den größtmöglichen Erfolg.“

Guardiolas Binnenwirkung ist also eine andere. „Wenn die Mannschaft hungrig ist, will und Energie hat, wird es keinen anderen Deutschen Meister geben“, sagt Lahm. Der Bayern-Trainer hat noch eine Mission zu erfüllen in München. Allein seine Verpflichtung vor drei Jahren war wie ein Gelöbnis. Die Wiederholung des unter seinem Vorgänger Jupp Heynckes vollbrachten Triple hielten nicht nur die Fans für das Allerwahrscheinlichste. Der Katalane ist trotz fünf Trophäen in zwei Jahren (zweimal Meisterschaft, Pokal, Weltpokal, europäischer Supercup) mittlerweile auf das Niveau eines noch immer sehr guten Trainers geschrumpft.

Doch Guardiola will seinen eigenen, sehr, sehr hohen Ansprüchen genügen. Also die Champions League gewinnen und es damit auch den Kritikern beweisen, die ihm das mit dem FC Bayern nicht mehr zutrauen. Für einen perfekten Abschied wäre ein Triumph in der Königsklasse noch wichtiger als der vierte Meistertitel nacheinander, was zwar in der Bundesliga noch niemand gelungen ist, aber es wäre doch eine rein nationale Angelegenheit.

Die Verantwortlichen bereiten sich schon mal vor. „Bayern wird auch ohne Pep Guardiola weiteratmen“, ließ Sammer wissen. Und Rummenigge findet, die Welt gehe nicht unter, wenn der Versuch scheitere, mit dem Trainer zu verlängern.