„Die Ehrenamtlichen dort kommen an ihre Grenzen“

Asyl Ein Platzmanagement soll die Helfer vor dem Lageso unterstützen, sagt Caritas-Chefin Kostka

Ulrike Kostka

44, ist Direktorin des Caritasverbands für das Erzbistum Berlin und außerplanmäßige Professorin für Moraltheologie an der ­Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

taz: Frau Kostka, vor dem Lageso versorgen viele BerlinerInnen seit Tagen ehrenamtlich wartende Flüchtlinge – und fühlen sich dabei vom Land wenig unterstützt. Sie haben dem Senat nun ein Konzept für ein Platzmanagement vorgelegt. Warum wird das gebraucht?

Ulrike Kostka: Es ist wichtig, die Situation auf dem Platz systematisch zu entwickeln und nachhaltige Strukturen aufzubauen. Es geht nicht, dass da ein Auto nach dem anderen vorfährt und Spenden in die Menge geworfen werden. Es braucht Koordination und Überblick.

Was bedeutet das?

Zum einen muss die Verteilung von Spenden systematisch organisiert werden. Außerdem: Viele der Helfenden erleben dort Situationen, die sie an ihre Grenzen bringen: traumatisierte Flüchtlinge, medizinische Notfälle. Auch um damit umzugehen, braucht es professionelle Unterstützung, ebenso bei der Weitergabe von Informationen an die Flüchtlinge.

Sind die ehrenamtlichen Helfer also ein Problem?

Im Gegenteil: Was sie dort machen, ist super. Aber es sind Ehrenamtliche, viele sind berufstätig. Die dort tätige Bürger­initiative Moabit bemüht sich um Organisation der ehrenamtlichen Hilfe – und sagt selbst, dass sie dafür professionelle Partner brauchen, die sie unterstützen.

Es wurde von der BI am Mittwoch ein Ultimatum gestellt, die Hilfe einzustellen, wenn nicht mehr Unterstützung vom Land kommt.

Das kann ich gut nachvollziehen. Dafür hat es bislang wohl noch nicht genug Anzeichen gegeben.

Was sind Ihre Vorschläge?

Wir haben mit der Diakonie, den Maltesern und den Johannitern ein Platzmanagement-Konzept entwickelt und dem Senat vorgelegt. Dabei sollen hauptamtliche Ehrenamtskoordinatoren den Einsatz der Helfer planen und begleiten, Informationen über Spendenbedarfe koordinieren und eine Schnittstelle zum Lageso bilden.

Wie realistisch ist es, dass der Senat das schnell umsetzt?

Zunächst muss über die Mittel für die Akutsituation entschieden werden, um Stellen für die nächsten drei Monate zu finanzieren. Das Lageso muss Räume und Ansprechpartner zur Verfügung stellen. Und es muss ein transparentes Vergabeverfahren geben, wer das Platzmanagement dann ausführt.

Das klingt, als könne der Entscheidungsprozess dauern. Das Ultimatum der Bürger­initiative endet am Freitag.

Ich gehe davon aus, dass die Entscheidung zügig erfolgt.

Interview: Alke Wierth