Tim Caspar Boehme Leuchten der Menschheit
: Freiheit muss man sich nehmen

Ich will frei sein / Zwar weiß ich nicht / ob ich frei von etwas sein / oder frei etwas zu tun sein will / aber das ist eine Nebensache.“ Freiheit, das wusste nicht erst der finnische Tango-Experte und Wittgenstein-Kenner M. A. Numminen, ist eine komplizierte Sache. Und sie ist schon gar keine Selbstverständlichkeit.

Für den Philosophen Otfried Höffe ist Freiheit ein zentraler Bestandteil des Projekts der Moderne. Seine Studie „Kritik der Freiheit. Das Grundproblem der Moderne“ (C. H. Beck 2015) will den Begriff der Freiheit zugleich als konstitutives Element des Menschen überhaupt verteidigen.

Neben der negativen „Freiheit von“ und der positiven „Freiheit zu“ nennt Höffe einige weitere Komplikationsaspekte. Er schildert verschiedene Perspektiven, aus denen Freiheit ganz unterschiedliche Wirkung entfalten kann. So kann sich die individuelle Freiheit nicht bloß auf vielfache Art äußern – künstlerisch etwa – ,sie kann sich ebenso an äußeren Widerständen brechen, seien sie wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder natürlichen Ursprungs. Die freie Entscheidung, schwimmend den Atlantik zu überqueren, wird im Zweifel durch die körperliche Kondition beeinträchtigt.

Um die Sache nicht zu unübersichtlich werden zu lassen, propagiert Höffe beizeiten einen entspannten Freiheitsbegriff, für den er als Gewährsmann den dänischen Schriftsteller Peter Høeg anführt, der in seinem Roman „Das stille Mädchen“ verlauten lässt: „Wirkliche Freiheit ist die Befreiung davon, eine Wahl treffen zu müssen. Weil alles perfekt ist.“

Was genau „perfekt“ in diesem Sinne heißt, muss einen an dieser Stelle nicht weiter bekümmern. Phänomenologisch kann Höffe gleichwohl weiterhelfen: „Menschen, die dieser großen Freiheit nahe kommen, erkennt man oft an ihrem Blick und ihrer Körperhaltung: Innerlich freie Menschen strahlen Unbeschwertheit und tiefen Frieden aus.“

Mit Jonathan Franzen, der einen Roman über „Freiheit“ geschrieben hat, weiß Höffe, aber auch: „Bloße Freiheit macht nicht glücklich.“

In diesem Sinne kann man sich dann – frei nach Helge Schneider – die „Freiheit nehmen“ und die Lektüre des Buchs abschließen.

Der Autorist ständiger Mitarbeiter der Kulturredaktion