Jüdische Sportspiele erfreulich unbelästigt

ANTISEMITISMUS Recherchestelle legt Bilanz zu Vorfällen während der Maccabi Games vor

Eine gute Woche nach der Abschlusszeremonie der jüdischen Sportwettkämpfe „European Maccabi Games“, die 2015 zum ersten Mal in ihrer Geschichte in Deutschland stattfanden, hat die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) jetzt eine Bilanz zu antisemitischen Vorfällen während der zehntägigen Veranstaltung in Berlin veröffentlicht. Insgesamt fällt das Urteil der Recherchestelle positiv aus: „Erfreulicherweise bleibt die Anzahl der uns bekannt gewordenen Vorfälle deutlich hinter den im Vorfeld der Spiele geäußerten Erwartungen zurück“, sagt RIAS-Leiter Benjamin Steinitz. Allerdings müsse davon ausgegangen werden, dass es in diesem Feld eine hohe Dunkelziffer gebe.

RIAS habe Kenntnis über insgesamt neun Vorfälle während der Makkabiade erhalten. Vier davon sind auch bei der Polizei registriert, alle ereigneten sich in der Nähe des Estrel-Hotels in Neukölln, in dem die rund 2.300 SportlerInnen untergebracht waren. Dazu zählt neben Beschimpfungen auch ein Angriff auf sechs orthodoxe Juden, die am S-Bahnhof Sonnenallee angepöbelt und mit Steinen beworfen worden waren.

Zu Beginn der Makkabiade hatte RIAS mit der Internetseite report-antisemitism.de ein neues Meldesystem eingeführt, auf dem antisemitische Vorfälle registriert werden können – auch solche, die strafrechtlich nicht relevant sind. Während der Spiele wurde darüber etwa ein Vorfall im M41-Bus auf der Sonnenallee gemeldet: Ein Ehepaar habe sich beim Vorbeifahren am Estrel-Hotel darüber beschwert, dass „die Juden schon wieder so viel Geld kosten, weil sie so viel Sicherheit brauchen“. Auch von der Anfeindung einer Sportlergruppe in der Innenstadt weiß RIAS.

Im Internet habe eine „rege Beschäftigung“ mit den Spielen stattgefunden, dabei sei „aus jeder Richtung gewettert“ worden. So habe es neben offen antisemitischen Äußerungen in Zusammenhang mit den Spielen auch Kritik an der israelischen Politik oder an der Exklusivität der Makkabiade – dort dürfen nur jüdische SportlerInnen teilnehmen – gegeben. Insgesamt hätten die „überwiegend positiven Reaktionen von Politik und Medien“ aber gezeigt, „dass jüdisches Leben ein gewünschter und fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft ist“, heißt es in der Bilanz. Malene Gürgen