Gandschi misshandelt

Washington und Human Rights Watch fordern Freilassung des iranischen Journalisten aus Teheraner Gefängnis

Er blutete. Dennoch haben sie seinen Kopf mehrmals gegen die Bettkante geschlagen

BERLIN taz ■ Die USA haben Iran aufgefordert, den seit mehr als fünf Jahren inhaftierten iranischen Journalisten, Akbar Gandschi, sofort frei zu lassen. Nach Angaben von Gandschis Frau sei der Journalist in der Haft misshandelt worden, und es bestehe „ernste Gefahr für seine Gesundheit“, sagte Außenamtssprecher McCormack am Donnerstag in Washington.

Gandschi wurde wegen seiner kritischen Artikel und wegen seiner Bücher, in denen er die Beteiligung ranghoher Politiker an der Mordserie von 1998 gegen Dissidenten nachwies, zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. „Seine Haft und jegliche unmenschliche Behandlung stellen schwere Verletzungen der Menschenrechte dar“, sagte McCormack. „Die USA fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Akbar Gandschi und seinen unverzüglichen Zugang zu medizinischer und rechtlicher Betreuung.“

Bereits am Mittwoch hatte die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in einem Schreiben an den iranischen Justizchef, Ajatollah Mahmoud Schahrudi, Gandschis Freilassung gefordert. „Gandschi befindet sich in einer äußerst schwierigen Lage“, sagte Joe Stork, ein Sprecher der Organisation. „Die Behörden üben einen immensen Druck auf ihn aus, um zu erreichen, dass er seine schriftlichen Beiträge widerruft.“

Auch einer von Gandschis Rechtsanwälten, Abdolfattah Soltani, sei am 30. Juli verhaftet worden. Seit diesem Datum befinde er sich die meiste Zeit in Einzelhaft. „Soltanis Verhaftung soll anscheinend eine Warnung für andere Anwälte und Bürgerrechtler sein“, sagte Stork und forderte mit Nachdruck auch die sofortige Freilassung des Anwalts.

Anlass der internationalen Proteste war ein offener Brief von Gandschis Frau vom 26. Oktober. Darin schildert sie, in welchem Zustand sie ihren Mann bei einer kurzen Begegnung nach 52 Tagen Besuchsverbot vorgefunden hatte. „Er sah abgemagert und sehr mitgenommen aus, mit langem Bart und langen zerzausten Haaren“, schreibt sie. Er habe ihr erzählt, zwei Tage nach ihrem letzten Besuch habe eine Spezialtruppe des Geheimdienstes ihn im Krankenhaus aufgesucht und ihn aufgefordert, sein „Manifest“, das er im Gefängnis geschrieben hatte, zu widerrufen. Er habe sich geweigert. Dann sei von ihm verlangt worden, schriftlich zu erklären, dass er, falls er aus dem Gefängnis entlassen würde, schweigen und keinerlei Kontakt zur Presse aufnehmen werde. Als er auch diese Aufforderung zurückgewiesen habe, sei die Truppe über ihn hergefallen und habe ihn am selben Tag dreimal zusammengeschlagen.

„Er blutete schwer, seine Hand war stark verletzt, dennoch haben sie seinen Kopf mehrmals gegen die Bettkante geschlagen“, berichtet Gandschis Frau. „Einige Tage später zerrten sie ihn mit nach hinten gebundenen Händen vom Krankenbett in ein Auto und renkten ihm dabei eine Schulter aus. Obwohl er unerträgliche Schmerzen hatte, steckten sie ihn ohne medizinische Versorgung in eine Einzelzelle im Teheraner Evin-Gefängnis.“

In einem Interview mit dem britischen Sender BBC sagte Frau Gandschi am vergangenen Donnerstag, sollte ihr Mann nicht in den nächsten Tagen freigelassen werden, werde sie andere Maßnahmen ergreifen. Welche, sagte sie jedoch nicht.

BAHMAN NIRUMAND