Polizei bittet nach Mord um Hilfe bei der Fahndung

ISRAEL Verteidigungsministerium verhängt Administrativhaft gegen jüdischen Extremisten

Verdächtige können ohne Anklage und Prozess im Gefängnis festgehalten werden

JERUSALEM afp | Die israelische Polizei hat die palästinensische Bevölkerung und die israelischen Siedler im Westjordanland dringend gebeten, ihr mit Hinweisen bei der Fahndung nach den Attentätern von Duma zu helfen. Die Polizeisprecherin Luba Samri erklärte am Mittwoch, die Aufklärung des Brandanschlags auf zwei Wohnhäuser in dem Palästinenserdorf, bei der am vergangenen Freitag ein Kleinkind starb und drei weitere Familienmitglieder schwer verletzt wurden, „hat für uns oberste Priorität, weshalb wir nichts unversucht lassen dürfen, um die Täter zu fassen“.

Zugleich widersprach Samri der in israelischen Medien geäußerten Vermutung, der öffentliche Fahndungsappell lasse darauf schließen, dass die Ermittler im Dunklen tappten. „Wenn israelische oder palästinensische Bürger etwas gesehen oder gehört haben, das uns weiterhelfen könnte, sollen sie sich melden, solange ihre Erinnerung frisch ist. Jedes Detail ist wichtig“, sagte Samri. Die Polizei richtete eine Sondernummer ein, bei der sich Zeugen melden können.

Auch das israelische Verteidigungsministerium hatte mit einer außergewöhnlichen Maßnahme auf die Gewaltserie der letzten Wochen reagiert. Erstmals seit vielen Jahren wurde die sogenannte Administra­tiv­haft gegen einen jüdischen Extremisten verhängt. Damit können Verdächtige ohne Anklage und Prozess unbegrenzt im Gefängnis festgehalten werden, sofern ein Gerichtspräsident die Inhaftierung alle sechs Monate prüft.

Verteidigungsminister Mosche Jaalon unterzeichnete am Dienstagabend eine entsprechende Anordnung für den Siedleraktivisten Mordechai Meyer wegen „Verwicklung in gewaltsame Aktivitäten und terroristische Anschläge“, wie das Ministerium erklärte.

Der 1997 geborene und in der Siedlung Maale Adumim im Westjordanland lebende Meyer wird insbesondere verdächtigt, gemeinsam mit vier weiteren Mitgliedern einer Extremistengruppe am 18. Juni den Brandanschlag auf die katholische Brotvermehrungskirche am See Genezareth verübt zu haben. Dies hatte der Inlandsgeheimdienst Schin Bet am Mittwoch der vergangenen Woche bekannt gegeben.