Wo Container Leinwand werden

Open air Mit 4.000 Besuchern zählt das Kino im Hafen zu den meistbesuchten Freilichtkinos. Seit 20 Jahren werden im Schaufenster Fischereihafen in Bremerhaven umsonst und draußen massentaugliche und maritime Filme gezeigt

An Containern mangelt es Bremerhaven nicht und so liegt es vielleicht nahe, dass auch das Grundgerüst einer kulturellen Großveranstaltung wie dem Kino im Hafen aus diesen Behältern errichtet wird. Genau 20 ISO-Container werden an den Kai des Fischereihafens aufeinandergestapelt und über die so entstandene Fläche wird dann eine 180 Quadratmeter große Leinwand gespannt.

Auch die Projektionskabine mit dem Spezial-Filmprojektor, der aus 70 Metern Entfernung das Licht auf die Leinwand werfen wird, ist aus Containern gebaut.

Auf der Marktplatz ähnlichen Fläche im Bremerhavener Schaufenster im Fischereihafen kommen dann bis zu 4.000 Besucher zusammen, sodass „Kino im Hafen“ vom Verband der Filmverleiher zu den meistbesuchten fünf Freilichtkinos landesweit gehört.

Seit 20 Jahren wird hier traditionell an zwei Abenden jeweils ein älterer maritimer Film und ein Publikumsliebling gezeigt.

In diesem Jahr beginnt das Kino im Hafen mit einer Sondervorführung bereits heute Abend mit dem Kultfilm „Harold and Maude“ von Hal Ashby. Darin gibt es zwar eine sehr komische Szene an einem Strand mit Maude als militanter Pazifistin und in der letzten Szene stürzt Harolds schönes, als Leichenwagen umgebautes Sportauto ins Meer, doch dieser Film lässt sich auch wohlwollend kaum noch als maritim bezeichnen. Eher schon handelt es sich um den Lieblingsfilm einer Persönlichkeit, die das Kino im Hafen einst möglich machte. Es handelt sich also um eine Art Geburtstagsgeschenk.

Eine interessante Wiederentdeckung wird dagegen am Freitag gezeigt. „Haie und kleine Fische“ ist ein Kriegsdrama aus dem Jahr 1957, das zu einem großen Teil im Kaiserhafen, an der Weser und im Fischereihafen der Stadt – also sehr nah am jetzigen Spielort – gedreht wurde. Inszeniert wurde er von dem Regisseur Frank Wisbar, der zu den deutschen Regisseuren zählte, die nach 1933 in die USA immigrierten.

Dies war sein erster Film nach seiner Rückkehr, etwas bekannter wurde er 1958 durch den Stalingrad-Film „Hunde wollt ihr ewig leben“. In „Haie ...“ spielt ein noch sehr junger Hansjörg Felmy einen Seekadetten, der auf einem Minensuchboot eingesetzt wird und überlebt, als sein Schiff versenkt wird. Nicht nur, weil in der Kurzkritik im „Lexikon des Internationalen Films“ die „klaustrophobischen Szenen“ in einem U-Boot gelobt werden, kann man diesen Film als einen Vorläufer von Wolfgang Petersens „Das Boot“ ansehen.

Mit dem Abschlussfilm am Samstag haben es sich die Organisatoren im Kulturamt Bremerhaven leicht gemacht. „Ziemlich beste Freunde“ gehört zwar zu den beliebtesten Spielfilmen der letzten Jahre, stand aber schon vor zwei Jahren auf dem Programm. Ob er wohl noch einmal so viel Publikum wie damals vor die Leinwand lockt? Hip