Loveparade

Am 24. Juli 2010 endete das große Technospektakel in Düsseldorf mit einer Katastrophe. Wer trug Schuld? Rechtlich, moralisch? Ein Rückblick

In Berlin: Zug der Liebe

Neu Toleranz, Techno, Musik, Mitgefühl

BERLIN taz | Es ist keine einfache Aufgabe für Jens Schwan, pausenlos allen zu erklären, warum er und sein Partner Martin Hüttmann ausgerechnet dieses Wochenende, an dem sich die Loveparade-Katastrophe von Duisburg zum fünften Mal jährt, einen Techno- und Electro­umzug durch Berlin organisiert. Der „Zug der Liebe“ der beiden Veranstalter, die in der Clubszene der Hauptstadt aktiv sind, will aber nichts mit der Loveparade zu tun haben. Der Termin falle zufällig nahe an den Jahrestag. Es gehe um „Toleranz, Mitgefühl und Nächstenliebe“, sagt Schwan. Um diese Botschaft zu vermitteln, habe der Name „Zug der Liebe“ eben gut gepasst.

Tatsächlich soll der Umzug etwas anderes sein als die Loveparade. Bei der Polizei wurde er als Demo angemeldet – dieser Status wurde der Loveparade immer verwehrt, weil sie einen offensichtlich zu kommerziell ausgerichteten Charakter hatte. Auch inhaltlich soll es um mehr gehen als um „Friede, Freude, Eierkuchen“, wie das berühmt-berüchtigte Loveparade-Motto von Loveparade-Erfinder Dr. Motte lautete.

Politische Themen

Partner des „Zugs der Liebe“ sind keine kommerziellen Unternehmen, sondern Organisationen wie Terre des femmes, Sea-Watch und Straßenkinder e. V. Als „Paten“ für die 14 Wagen, die am Samstag durch die Berliner Stadtteile Friedrichshain, Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Mitte auf einer gut zehn Kilometer lange Strecke ziehen werden, konnten Berliner Partyveranstalter aus der hiesigen Technoszene gewonnen werden.

Die Musik werde auch deswegen richtig gut sein, verspricht Jens Schwan. Er rechnet mit circa 20.000 Besuchern. Anders als bei der fatalen Loveparade in Duisburg wird nicht auf relativ kleinem Raum geravt. Stattdessen soll sich der Umzug auf breiten Straßen durch die Stadt schlängeln.

Die Planung und Zusammenarbeit mit der Polizei sei extrem entspannt, sagt Schwan. Die Route wurde immer wieder leicht verändert, vonseiten der „Zug der Liebe“-Veranstalter seien einfach immer alle Vorschläge akzeptiert worden.

Einzig beim Überqueren einer Brücke über die Spree habe es Bedenken gegeben, dass im Gleichschritt tanzende Raver die Brücke zumindest beschädigen könnten. Nun bleibt, so lange der Tross den Fluss überquert, die Musik einfach aus.Andreas Hartmann