Durchkalkulierte Kandidatur

Wahlkampf Uefa-Chef Michel Platini kandidiert wenig überraschend für die Präsidentschaftswahl bei der Fifa im Februar. Zuletzt suchte er die Nähe eines entscheidenden Strippenziehers

BERLIN taz/dpa | Schon seit einigen Tagen kursierten die Meldungen, dass die Entscheidung naht. Am Mittwochmittag war es dann so weit: Michel Platini, der Chef des europäischen Kontinentalverbands Uefa, gab in sehr staatstragendem Ton bekannt, dass er für das Amt des Präsidenten im Fußball-Weltverband Fifa als Nachfolger von Joseph Blatter kandidieren wird: „Es gibt Zeiten im Leben, in denen du dein Schicksal in die eigenen Hände nehmen musst. Dies ist eine sehr persönliche, sorgfältig getroffene Entscheidung, in der ich die Zukunft des Fußballs gegen meine eigene Zukunft abgewogen habe.“ Den 209 Mitgliedsverbänden des Weltverbands habe er in einem Brief seine Kandidatur angekündigt.

Dass Platini sich akribisch vorbereitet hat für die Thronbesteigung – davon kann man ausgehen. Eine Niederlage beim Wahlkongress am 26. Februar in Zürich wäre für ihn ein Gesichtsverlust. Auffällig oft sah man den Franzosen zuletzt mit dem Scheich Ahmad al-Sabah aus Kuwait, dem größten Strippenzieher im internationalen Sport, zusammen. Al-Sabah verhalf nicht nur maßgeblich Thomas Bach bei der Wahl zum Chefposten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sondern macht inzwischen auch seinen Einfluss im Fifa-Exekutivkomitee geltend.

Bei der vergangenen Kür des 79 Jahre alten Schweizers Sepp Blatter Ende Mai hatte Platini noch auf eine Kampfkandidatur verzichtet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der frühere Weltklassefußballer nun die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika und Nord- und Zentralamerika haben. Damit hätte der 60-Jährige bereits die Stimmenmehrheit sicher.

Auch der Deutsche Fußball-Bund hatte sich zuletzt positiv über eine mögliche Bewerbung des Uefa-Präsidenten geäußert. „Natürlich ist Michel Platini ein geeigneter Kandidat“, sagte Wolfgang Niersbach. Der DFB-Chef wird als möglicher Nachfolger bei der Europäischen Fußball-Union gehandelt.

Als einziger ernstzunehmender Konkurrent von Platini hat bislang der frühere Fifa-Vizepräsident Chung Mong Joon aus Südkorea eine Bewerbung angekündigt. Aus Afrika will der liberianische Verbandspräsident Musa Bility antreten, zudem strebt die brasilianische Fußball-Legende Zico eine Kandidatur an. Bewerber müssen bis zum 26. Oktober die Unterstützerstimmen von fünf Verbänden eingereicht haben, um zur Wahl zugelassen zu werden.