Copado tut gut

Eintracht Frankfurt siegt 3:0 gegen Arminia Bielefeld und wird damit selbst zur Mannschaft der Stunde

FRANKFURT taz ■ Als Sibusiso Zuma nach zehn Minuten seine Schuhe wechselte, dürfte Bielefelds Trainer Thomas von Heesen schon befürchtet haben, dass sein südafrikanischer Star sportlich in der Frankfurter Arena nur schwer auffallen würde. Dort fragten sich die 35.000 Zuschauer angesichts des schwachen Auftritts der Arminia beim 0:3 gegen Eintracht Frankfurt, wie der Gast zuvor drei Siege in Folge hatte erzielen und damit zur Mannschaft der Stunde hatte werden können. Am Samstag war die Stunde jedenfalls vorbei, die nach zehn Punkten aus vier Spielen ebenfalls erstarkte Eintracht zerrte die Bielefelder in die harte Realität zurück. „Das war zur rechten Zeit ein Schlag vor den Bug. Wir wissen jetzt, dass wir nicht nach oben schielen dürfen, sondern nach unten schauen müssen“, sagte Arminia-Verteidiger Markus Schuler.

Bei den Gästen strahlte nach der Pleite jedenfalls nur einer übers ganze Gesicht: Sibusiso Zuma. „Ich bin sehr glücklich“, gestand der Stürmer, der erst kurz vor dem Anpfiff in Frankfurt gelandet war, nachdem er bei der Geburt seiner zweiten Tochter Ashanda am Freitagabend um 23 Uhr dabei war. „Er war relativ müde“, sagte von Heesen über den Angreifer mit den hell gefärbten Haaren, der mit vier Toren und drei Vorlagen, zusammen mit seinem ghanaischen Angriffskollegen Isaac Boakye (drei Treffer, zwei Vorlagen), maßgeblich für den Höhenflug der Arminia verantwortlich zeichnete. Gegen die starke Eintracht-Innenverteidigung machten beide keinen Stich, nicht eine Torchance konnte sich die Arminia in den gesamten 90 Minuten erspielen. Nachdem Francisco Copado mit seinem Freistoßtor in der 35. Minute das Abwehrbollwerk der Gäste geknackt hatte, konterte die Eintracht die schwachen Bielefelder im zweiten Durchgang, in dem Alexander Meier mit seinen Toren drei und vier (48./54.) für den Endstand sorgte, klassisch aus.

Dass Copado, der sein erstes Bundesligator erzielte, und Meier die Eintracht zum Sieg führten, ist bezeichnend für den Aufschwung der Hessen. Nachdem Trainer Friedhelm Funkel seit vier Ligaspielen Copado als zweite Spitze neben dem am Samstag schwachen Ioannis Amanatidis stürmen lässt, hat sich die Eintracht mit Siegen in Duisburg (1:0), Köln (6:3) und gegen Bielefeld trotz des zwischenzeitlichen 1:4 in Bremen vom 18 auf den 12. Platz vorgearbeitet und nebenbei noch Schalke (6:0) im Pokal deklassiert. „Paco tut uns gut“, sagt Meier über den kleinen Spanier, was auch für ihn selbst gilt, da auch er seit dem Mitwirken des Schwagers von Bayern-Star Hasan Salihamidzic aufgeblüht ist. Sechs Tore hat der Spielmacher in den vergangenen fünf Pflichtspielen erzielt, gegen Bielefeld erstmals sogar per Kopf, zudem fünf weitere vorbereitet. „Dabei sind Kopfbälle meine große Schwäche“, sagte der 1,96-Mann, den einige Medien schon mit der Nationalelf in Verbindung bringen wollen, was Trainer Funkel gar nicht gefällt. „Das ist viel zu früh. Wenn Alex richtig gut wäre, hätte er noch ein drittes Tor gemacht“, sagte der Coach über seinen Lieblingsschüler, an dem er stets festgehalten hat. In Anlehnung an die „Sixpacks“ gegen Köln und Schalke forderten die Eintracht-Fans nach Meiers Treffer zum 2:0 lautstark „nur noch vier“ von der neuen Torfabrik der Liga.

„Wir haben Geduld gehabt, das hat sich ausgezahlt“, beschrieb derweil Copado den Entwicklungsprozess des Aufsteigers. Wegen schwacher Trainingsleistungen hatte ihn Funkel über zwei Monate auf der Bank schmoren lassen, seit Copado aber mitspielen darf, scheint die Eintracht in der Bundesliga angekommen zu sein. „Der Sieg gegen Bielefeld hat viel mit Reife zu tun“, freute sich Funkel zu Recht über die Lernfähigkeit seines Teams, das auch für Heribert Bruchhagen „klug gespielt“ hat. „Im Augenblick kann man sehr optimistisch sein“, sagte der Eintracht-Chef nach dem vierten Sieg im vierten Spiel gegen einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf.

„Erfrischenden Fußball“ hatte der Eintracht nach dem Pokaltriumph über Schalke selbst Bundestrainer Jürgen Klinsmann attestiert. Diesen wollen die Hessen auch weiterhin bieten. Das nächste Mal in zwei Wochen im Rhein-Main-Derby bei FSV Mainz 05. JÜRGEN HEIDE