Flüchtlingszelte sturmfest

SOZIALES Für Flüchtlinge in Zelten bereitet das Sozialressort nun Evakuierungspläne vor. Das Sturmwetter sei „hochgradig ungewöhnlich“

Bis Windstärke 10 ist zelten für Flüchtlinge kein Problem, findet das Sozialressort

Nur den Sommer über sollen in Bremen Flüchtlinge in Zelten schlafen müssen. Dass es auch im Juli zu Unwetter kommen könnte – damit wurde anscheinend nicht gerechnet. Am Wochenende fegte das Sturmtief Zeljko mit Orkanböen über Norddeutschland hinweg –es kam zu entwurzelten Bäumen, Verkehrsbehinderungen und an der Küste vereinzelt zu Windstärke zehn. In Oldenburg wurde sogar ein Zelt-Camp geräumt. Und die Flüchtlinge in den Zelten in Bremen?

„Die Zelte sind bedenkenlos bis Windstärke zehn einsetzbar“, sagte Sozialressort-Sprecher Bernd Schneider. „Danach kann man nicht mehr gewährleisten, dass sie sicher sind und muss über eine Evakuierung nachdenken.“

Am Wochenende habe es an einem Zeltstandort rein geregnet, ansonsten aber sei nichts passiert. Für die Zelte am Fallturm gebe es einen Evaku­ierungplan, die Flüchtlinge dort könnten zur Not in den Räumen der Uni unterkommen. Auch für die anderen Standorte werde nun überlegt, wie man kurzfristige in Notfällen reagieren könne. „Es laufen jetzt erste Gespräche, wie man sicherstellen kann, auch kurzfristig umziehen zu können“, so Schneider. In der Ferienzeit seien womöglich Schulen im Notfall eine Option. Mit den starken Winden habe man im Frühjahr oder Herbst gerechnet, nicht aber im Sommer: „Das ist eine hochgradig ungewöhnliche Wetterlage.“ Im Ressort gehe man davon aus, dass es nicht so bleibe.

Von einer „ungewöhnlich heftigen Sturmlage“ hatte am Wochenende auch der Deutsche Wetterdienst gesprochen. Auf das Sturmtief Zeljko folgte am Montag nun gleich das Tief Andreas mit herbstlichen Temperaturen bei maximal 18 Grad, starkem Wind und Regen.

In Zelten sind in Bremen derzeit bis zu 120 Menschen am Fallturm untergebracht sowie in der Überseestadt, wo nach und nach die ersten Menschen einziehen und Zeltplätze für 300 Menschen entstehen. Die 30 unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen, die in der Nähe des Lidice-Hauses zelten, sind laut Schneider derzeit auf einer Ferienfreizeit in einer Jugendherberge.

Darüber hinaus würden am Technologie-Park Zelte für insgesamt 400 Menschen aufgebaut sowie für weitere 300 im Büropark in Oberneuland. Erst im September und Oktober würden feste Immobilien fertig, in die die Menschen dann umziehen könnten.

Die Linken-Flüchtlingspolitikerin Sofia Leonidakis hält die Zelte schon bei gutem Wetter für unzumutbar – bei Regen und Sturm werde die Isolation noch einmal verstärkt. JPB