Wanted: neuer Festsaal. Belohnung: 6.000 Euro

Kultur Zwei Jahre nach dem Brand bietet der Festsaal Kreuzberg eine Prämie für die Vermittlung eines neuen Standorts

Manchmal spüren musikbegeisterte Menschen eine Art Phantomschmerz, wenn sie die Skalitzer Straße entlangschlendern. Und plötzlich der Gedanke aufblitzt, dass in der Nähe des Kotti doch mal diese Institution der Subkultur beheimatet war: der Festsaal Kreuzberg. Am 21. Juli 2013 brannte der Club aus.

Seither arbeitet das vierköpfige Betreiberteam um Björn von Swieykowski daran, diesen Phantomschmerz zu beseitigen: „Es soll auf jeden Fall einen neuen Festsaal geben. Wir sind zu jung, um zu sagen: Das war’s jetzt“, sagt der 41-Jährige heute, zwei Jahre nach der Brandkatastrophe. Inzwischen ist allerdings klar: An alter Stelle wird es den Club nicht mehr geben.

Denn mit dem Eigentümer des mittlerweile entkernten Gebäudes, das nach weiterer Sanierung wieder nutzbar wäre, konnte man sich nicht auf einen neuen Mietvertrag einigen. Der Eigentümer will an dem Ort ein Bürogebäude errichten. Die Festsaal-Betreiber erstellten daraufhin zusammen mit Architekten einen Plan, der Büros und Clubs kombiniert auf dem Gelände vorsah – ohne Erfolg. Auch kürzlich angeschobene Verhandlungen um ein Gebäude in der Glogauer Straße scheiterten.

Also wieder bei null anfangen? In gewisser Weise schon. Dafür setzt die Festsaal-Crew auf das verbliebene Geld: Etwas mehr als 12.000 Euro sind vom Crowdfunding für den Wiederaufbau des Festsaals übrig geblieben. Die Hälfte davon soll in eine große Party für alle Unterstützer fließen. Mit der anderen Hälfte plant man Interessantes: Das Geld wird als Belohnung für denjenigen ausgeschrieben, der dem Festsaal eine neue Location vermittelt.

„Wir werfen jetzt mit Scheinen um uns“, sagt von Swieykowski, „und wir verstehen das gleichzeitig als politisches Statement. Denn nur mit Idealismus ist es heute in Berlin kaum möglich, ein Projekt wie unseres zu realisieren.“ Trotz der Unterstützung seitens des Senats, des Musicboard Berlin und des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg ging die Suche nach einem Gebäude kaum voran. Man habe aber auch gemerkt, dass der Bezirk gerade drängendere Infrastrukturprobleme habe: Kitas, Schulen, Sportanlagen.

Termin für die Party, bei der der Festsaal-Jackpot offiziell ausgeschrieben wird, soll im frühen Herbst sein. In der Fahimi-Bar, im Monarch und der Paloma-Bar sollen parallel Lesungen, Konzerten und Party stattfinden.

Insgesamt haben die Betreiber nach dem Brand 31.340 Euro via Crowdfunding eingenommen, gut 19.000 Euro davon gingen für Anwälte, Crowdfunding-Kosten, Gutachter und Architekten drauf. Jens Uthoff