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Höhere Löhne, weniger Profit

Telefon Ab Herbst soll es das Fairphone 2 geben – mit Neuerungen wie austauschbaren Komponenten und etwas mehr Geld für ArbeiterInnen in China. Ein Überblick

So sieht‘s aus: das Fairphone zum Auseinandernehmen Foto: Abb.: Fairphone

Von Hannes Koch

BERLIN taz | Mit einem Klicken löst sich das hintere Gehäuse des Smartphones ab und gibt den Blick ins Innere frei. Dann kann man den Akku herausnehmen, zwei gelbe Clips verschieben und den Bildschirm herausziehen. „Wenn das Display einen Sprung hat, bestellt man bei uns ein Neues“, sagt Fairphone-Mitarbeiterin Tina Trinks. Bei anderen Smartphones ist es dagegen so: Reparaturen sind aufwändig und teuer – falls überhaupt möglich. Deswegen werfen Durchschnittsnutzer kaputte Ge­räte eher weg.

Die Firma Fairphone aus Amsterdam will das und vieles mehr ändern. Am vergangenen Freitag hat sie ihr neues, zweites Modell in Berlin vorgestellt. Damit erhebt sie den Anspruch, das einzige einigermaßen sozial- und umweltverträgliche Smartphone weltweit anzubieten.

Seit wenigen Tagen kann man sich auf der Internetseite der Firma eines der Geräte reservieren, muss dann aber auch gleich den Preis von 530 Euro bezahlen. Ausgeliefert werden die Smartphones ab „Herbst“, möglicherweise ab November. Dann sollen sie regulär zu kaufen sein. Fairphone plant eine Produktion von 100.000 Stück pro Jahr. Vom Fairphone 1 gab es nur 60.000 Exemplare, die nach einiger Zeit vergriffen waren.

Die Endfertigung wird im chinesischen Unternehmen Hi-P in Suzhou bei Schanghai stattfinden. Fairphone bemüht sich, die Arbeitsbedingungen dort zum Positiven zu beeinflussen. Bisher, so räumt das Unternehmen ein, müssten die Beschäftigten in der Fabrik noch teilweise mehr als 60 Stunden pro Woche arbeiten. Das ist nach den Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zwar verboten, in China aber gängige Praxis. Fairphone verspricht jetzt, dass bei der Produktion seines Geräts die 60-­Stunden-Grenze eingehalten würde.

Außerdem will man – wie schon beim Fairphone 1 – einen Sozialfonds einrichten, in den pro verkauftes Gerät mindestens 2 Euro fließen. Über 200.000 Euro würden so jährlich für die Beschäftigten zusätzlich zum normalen Lohn zur Verfügung stehen. In der Fabrik im chinesischen Chongqing, die das Fairphone 1 produzierte, hatte man einen Betriebsrat gegründet, der mitentschied, wie das Geld verwendet wurde.

Wie Fairphone mit der Lohnfrage umgeht, ist noch nicht klar. Bisher verdienen die Beschäftigten bei HI-P zwischen rund 400 und 550 Euro pro Monat. In der Regel reicht der Fabriklohn in China nicht aus, um eine Familie zu finanzieren. Das Unternehmen wolle nun in den kommenden Monaten ermitteln, wie hoch eine ausreichende Bezahlung für die ArbeiterInnen sein müsste, heißt es bei Fairphone. Langfristig will die Firma höhere Löhne zahlen.

Fairphone plant eine Produktion von 100.000 Stück pro Jahr

Nachdem das erste Fairphone 325 Euro kostete, begründet die Firma die Preissteigerung auf 530 Euro beim Fairphone 2 unter anderem damit, dass sie das Gerät neu entwickelt habe. Die IngenieurInnen hätten anderthalb Jahre an der modularen Bau­weise gearbeitet, die den Austausch von Komponenten ermöglicht. Im Gegensatz zu anderen Smartphones sind die Bestandteile des Fairphones – unter anderem Fünf-Zoll-Display und Qualcomm-801-Prozessor – auf eine längere Lebensdauer von fünf Jahren ausgelegt.

Höhere Kosten entstehen auch, weil die Firma versucht, das Metall Wolfram aus einer Mine in Ruanda zu beziehen, deren Einnahmen nicht dazu dienen, Krieg zu finanzieren. Wie schon beim Fairphone 1 sollen auch die Rohstoffe Zinn und Tantal aus sogenannten konfliktfreien Bergwerken im Kongo kommen.

Im Gegensatz zu Konzernen wie Apple, Samsung oder Sony will das Unternehmen mit seinen Geräten quasi keinen Profit machen. Die Nettoumsatzrendite wird mit 0,6 Prozent angegeben. Geld, das übrig bleibt, soll reinvestiert werden.

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