Königsmörder jubeln Münte zu

Niedersachsens SPD beklatscht auf ihrem Landesparteitag den Noch-Parteichef.Der sagt: „Ich wollte im Kabinett nicht der Opa an der langen Leine sein“

WALSRODE taz ■ Der Beifall war auch eine Entschuldigung. Minutenlang klatschten die von ihren Stühlen aufgestandenen Delegierten des Parteitages der niedersächsischen SPD, als ihr Noch-Parteichef-Chef Franz Müntefering am Wochenende in die Stadthalle von Walsrode einzog. Schließlich hatten gerade Genossen aus Niedersachsen zu Münteferings Rückzug beigetragen – mit ihrem Widerstand gegen seinen Kandidaten für den Generalsekretärsposten.

Müntefering selbst mahnte in seiner ebenfalls gefeierten Rede die Delegierten zur Geschlossenheit, machte aber auch deutlich, wie sehr ihn die Niederlage im SPD-Vorstand getroffen hat. Die Leichtigkeit und Undiszipliniertheit, mit der in den Medien übereinander gesprochen werde, „macht uns kaputt“. Falsch sei der Glaube, man könne durch Botschaften an die Medien etwas für die Partei erreichen. Zumindest während der Gremiensitzungen müssten die Handys künftig abgeschaltet bleiben.

Den Parteivorsitz hat Müntefering aufgegeben, weil er dem innerparteilichen Machtverlust nicht hinnehmen wollte: „Ich darf nicht im Kabinett der Opa sein an einer langen Leine, die von anderen geführt wird“, sagte er. Als Polit-Rentner sieht sich Müntefering nicht. Auf dem Bundesparteitag wolle er „gerne das Mandat als Vizekanzler“.

Die niedersächsischen Spitzengenossen sparten auf dem Parteitag nicht mit Selbstkritik. Der Chef der Landtagsfraktion, Wolfgang Jüttner, der klar gegen Müntefering Stellung bezogen hatte, sagte, er selbst habe „zu laut und zu oft“ Ratschläge gegeben. Der künftige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel erklärte, es habe für die Auseinandersetzung um den künftigen Generalsekretär neben politischen „auch wesentlich weniger ehrenwerte“ persönliche Motive gegeben. Der neue Landesvorsitzende Garrelt Duin, der ebenfalls gegen Münteferings Kandidaten für den Generalsekretär war, am Ende aber doch für ihn gestimmt haben will, erhielt mit 77,5 Prozent der Stimmen ein weit schlechteres Wahlergebnis als seine vier Stellvertreter.

Müntefering selbst gab sich am Ende doch versöhnlich. Man solle nicht im Nachhinein „aus einer Taktik eine Strategie machen“. Selbst gegenüber dem designierten neuen Generalsekretär Hubertus Heil gab er sich versöhnlich. Er werde Heil wählen: „Er wird dann keine Zeit haben zum Schaltkonferenzen- und Netze-Knüpfen.“ Er müsse dann richtig arbeiten. JÜRGEN VOGES