: Neues unter null
Kühle Kulinarik Eis ist auch nicht mehr das, was es mal war. Zum Glück, denn mehr Vielfalt gab’s noch nie: frostige Cocktails, Lupinen und Rosenwasser warten darauf, abgeschleckt zu werden
von Volker Engels
Cocktail in Eisform, ist bei „Erste Sahne“ in der Kienitzerstraße in Neukölln kein Problem (www.otivm.de). Aktuell gibt es in der kleinen Eisdiele neben einem Pina-Colada- auch ein Campari-Orange-Eis. Inhaber Domenico Richichi, der das Eismachen in Italien gelernt hat, lässt sich auch von den Rezepten seiner verstorbenen Großmutter inspirieren, die in Italien eine Eisdiele betrieb. „Früher war Eis aber generell viel fetter und süßer – da hat sich in den vergangenen Jahren viel geändert.“ Keines seiner Eisrezepte enthält zum Beispiel Eier. Zu dem Sortiment gehört unter anderem Eis, das auf der Basis von Olivenöl hergestellt wird. Drei Monate und „viele, viele Versuche“ hat es gedauert, um das Rezept zu entwickeln: „Es erinnert zwar an ein Sorbet, ist aber viel cremiger“, erzählt Richichi begeistert. Das Olivenöl produziert sein Vater „in Bioqualität“ in Kalabrien.
Rezepte und Anregungen für Parfaits, Sorbets, klassisches Vanille- und Schokoladeneis aus der eigenen Küche bietet das Themenheft „Wie Oma naschen“ der Verbraucher Initiative e. V. Das 16-seitige Heft kann für 2 Euro unter www.verbraucher.com bestellt oder heruntergeladen werden. (ve)
Komplett auf tierische Zutaten, aber auch auf Soja oder Hafer verzichtet das „Lupinen Eis“, das die Prolupin GmbH Grimmen produziert und über ausgewählte Geschäfte auch in Berlin und Brandenburg in den Handel bringt (madewithluve.de/haendler/). Luve (zusammengesetzt aus Lupinen und vegan) nennt der Hersteller den Grundstoff, der aus der heimischen Blauen Süßlupine hergestellt wird. „Wir verarbeiten ausschließlich natürliche Aromen, das Erdbeereis enthält zum Beispiel Erdbeerpüree“, sagt Geschäftsführer Malte Stampe. Das Eis gilt der Firma, die im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde, auch als „spannender Türöffner“. „Veganes Eis probieren die Menschen viel schneller. Und wenn sie merken, dass es gut schmeckt, bleiben sie auch dabei.“ Für viele Kunden sei es auch ein Plus, dass der Rohstoff Lupine in Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Brandenburg produziert werde. „Bei der CO2-Bilanz“, betont Stampe, „sind wir verglichen mit Soja weit vorne“.
Die Eisherstellung hat in Berlin eine lange Geschichte. Ein Klassiker ist die „Florida Eis Manufaktur“, die schon seit 1927 in Spandau produziert (www.floridaeis.de). Höchst modern ist die Energiebilanz der Firma, die zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien setzt. Auch „Florida-Fruchteis“ verzichtet auf künstliche Aromastoffe. Es ist laktose- und glutenfrei, sodass Allergiker keine Angst vor unerwünschten Nebenwirkungen haben müssen. Vanilleeis wird mit frischem Mark hergestellt, das Mitarbeiter per Hand aus den Schoten schaben. Vertrieben wird der kalte Genuss über Eisdielen und Supermärkte.
Die Eismanufaktur wurde gerade mal wieder im Feinschmecker ausgezeichnet (Heft 7/2015). Filialen in verschiedenen Kiezen: www.eismanufaktur-berlin.de
Eis Azzurra feiert 20-Jähriges und gibt deshalb 20 Prozent Regenrabatt („wenn man vor der Markise nass wird“). Unter den Eichen 94b, 12205 Berlin.
Eisdiele am Gleisdreieck, handgemachte Milcheissorten und Sorbets. Flottwellstraße 14, 10785 Berlin www.wenndubravbist.de
Fräulein Frost, hier gibt’s auch Erdbeer-Basilikum, Schoko-Ingwer und Gurke-Zitrone-Minze („GuZiMi“). Mehrere Filialen, u.a. Friedelstr. 39, 12047 Berlin. (ve)
18 Eissorten bietet „Eiskimo“ täglich in seinen zwei Läden in Lichterfelde-West und Kreuzberg an (www.eiscafe-eiskimo.de). Insgesamt umfasst das Sortiment aber mehr als 250 Sorten.
Manche Aromen scheinen ungewöhnlich: Zimt, Mohn-Marzipan, Whisky-Cream oder Rosenwasser. „Wir probieren viel aus und lassen uns von den Ideen unserer Stammkunden inspirieren“, erzählt Geschäftsführer Peter Lichtel. Alle zwei Tage beliefert ein Lieferant die kleine Manufaktur mit frischem Obst. Selbst Lakritzeeis gehört zum Sortiment „Das ist zwar nicht der Renner, manche Kunden kommen aber extra vorbei, um sich diese Kreation zu sichern“. Obwohl er ein Freund des Ausprobierens ist, gibt es Grenzen: „Knoblaucheis“, schmunzelt der 31-Jährige, „würde wohl nicht funktionieren“.
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