Immer mehr Kinder aus ihren Familien geholt

KINDERSCHUTZ Starker Anstieg von präventivem Eingreifen durch die Behörden in Niedersachsen

Um Kinder vor Gewalttaten oder Sexualverbrechen zu schützen, nehmen die Behörden in Niedersachsen immer häufiger Kinder aus ihren Familien heraus. Um 31 Prozent stieg die Zahl solcher Fälle im vergangenen Jahr gegenüber 2007.

„Das zeigt, dass die Behörden genauer hinschauen, weil sie nicht noch einmal einen Zweijährigen in einer Tiefkühltruhe wiederfinden wollen“, sagte Lothar Eichhorn vom Landesbetrieb für Statistik am Freitag in Hannover bei der Vorstellung des „Niedersachsen-Monitors 2009“. Vor gut drei Jahren war in Bremen der zweieinhalb Jahre alte Kevin im Kühlschrank der elterlichen Wohnung gefunden worden.

2008 lag Niedersachsen damit deutlich über dem Bundesschnitt von plus 14,4 Prozent. In absoluten Zahlen wird das Land mit 2.933 Fällen nur von Nordrhein-Westfalen (9.247 Fälle) übertroffen. Den Statistik-Experten zufolge sind Kinder offensichtlich immer öfter potenzielle Gewaltopfer: Eichhorn sprach von einer möglichen „Zunahme an problematischen Situationen“.

Ein „gesamtgesellschaftliches Problem“ sieht das Sozialministerium in Hannover nach Angaben eines Sprechers. Es sei „sehr misslich“, wenn Kinder aus ihren Familien genommen werden müssten. Allerdings habe stets das Wohl des Kindes im Vordergrund zu stehen. Familiengerichte und Jugendämter forderte der Sprecher auf, „enger und zeitnaher zu kooperieren“, um Extremfälle von Kindesmissbrauch in Familien künftig zu verhindern.  (dpa)