Bewegung

www.bewegung.taz.dedie Plattform für Veränderung

Female Focus Festival im SO36

Female Rap Welche Dinge hindern Frauen daran, als Musikerinnen wahrgenommen zu werden? Uns fiel ganz schön viel ein: die Liste einer übellaunigen, streitsüchtigen Frau

Über ihre Inhalte reden, nicht über ihren Körper: Die Rapperin Nicki Minaj kennt das Problem Foto: ap

von Katrin Katjuscha

A – Ärsche. Egal ob bei 50 Cent oder Snoop Dogg, wer in deren Videos reinklickt, sieht Frauen, die mit ihren Ärschen Autos polieren. Künstlerinnen werden kaum pfleglicher behandelt. Die Bild kommentiert Nicki Minajs neues Video so: „Die Zutaten für das arschgeile Video: Man nehme Nicki, die für ihr ausladendes Heck bekannt ist, ein paar kurvige Tänzerinnen und stecke sie alle in knappe Klamotten.“ Da hilft nur noch eins: ­Ärsche treten.

B – Bodymassindex. Eine Mess­zahl zur Bewertung des Gewichts. Er berechnet sich aus dem Gewicht, geteilt durch die Größe im Quadrat. Artverwandt: der „Taille-Hüfte-Quotient“; Tool zur Identifizierung von „ungesundem Bauchfett“. Dauert eine Minute. Schmerzt fortdauernd.

C – Castingshows. Ob Germa­ny­’s Next Top Model oder DSDS, Catsingshows sind der Gipfel des Ekels und propagieren männliche und weibliche Idealbilder, fernab von Realitäten. Niemand braucht noch eine Sendung, die jungen Mädchen eintrichtert, dass sie „nun wirklich keine Bikinifigur“ haben.

D – „Du darfst“-Produkte.

E – Enge. Egal ob bei Kleidung, Vaginas oder Schließmuskeln. Warum glaubt ihr, das würde euch was angehen?

F – Frauentausch.

G – Good Girl. Ein Musikvideo, in dem nackte Frauen tanzen und ein Typ im Anzug dazu „You’re a good Girl“ singt. Fall tot um, Robin Thicke.

H – Herrengedeck. Herrenwitze. Harald Martenstein.

I – Internet: Kommentarspalten sind für sexistische Kackscheiße das, was WG-Kühlschränke für Schimmelpilz sind.

J – Julien Blanc. Der sogenannte „Pick-up“-Artist propagiert in Videos und Büchern, wie man Frauen gegen ihren Willen ins Bett kriegt.

K – Kristina Schröder. Was die ehemalige Bundesfamilienministerin in ihrem Buch „Danke, emanzipiert sind wir selbst“ erklärt, ist nicht nur purer Antifeminismus, sondern grenzt schon an Arbeitsverweigerung.

L – Lecken. Der Sinn von lesbischem Sex ist nicht, dass ihr „beim Wichsen keine Schwänze sehen müsst“.

M – Mansplaining.

N – Nicolas Sparks. Weil Frauen laut dem Bestseller-„Autor“ auf die große Liebe und nicht auf Street Credibility hoffen sollten.

O – Orgasmus One, King. Meint: „Eine Frau ist ein Gegenstand, und das teilt man gerne.“

P – Pink stinks. Weil Mädchen niedlich, süß und sexy sein müssen.

Q – Quotenfrau, die. Weil es nicht um Inhalte, sondern um Image geht.

R – Rape Culture. Der Glaube, sexualisierte Übergriffe passieren, weil Opfer zu aufreizend angezogen sind, führt zu Hotpantsverboten an Schulen.

17. bis 19. JuliFestivalstart: „Eine Frauenquote für HipHop? Wege aus der männlichen Dominanz“. Diskussion, 18 Uhr, SO36, Oranienstraße 190

S – Sixx. TV (für Frauen konzipiert): Lipstickjungle, Desperate Housewives und diese vielversprechende Serie: „Frauendingsbums – Attraktives Halbwissen“.

T – Two and a half men. Weil alle von einem saufenden Silberrücken, der Frauen kauft, verarscht und demütigt, träumen. U – „Unglaublich anstrengend und angestrengt“ findet Welt-Kolumnistin Hannah Lühmann Diskussionen zwischen Feministinnen. Und kritisierte damit den „neuen Netzfeminismus“. #Aufschrei findet sie auch doof.

V – Venus. Der Rasierer.

W – Weiberkram. Ein Heft von Männern für Frauen. Ein „kleines Geschenk für Frauen, die wir lieben, begehren, verehren und schätzen (aber glücklicherweise nicht immer verstehen)“, schreibt Chefredakteur Michael Köckritz im Editorial. Na danke schön.

X – Xanthippe. Übellaunige, streitsüchtige Frau, die ununterbrochen zu menstruieren scheint. Also genau die Art Frau, die den Status quo zu ändern sucht.

Y – YouTube-Video. Mindestens 100 dumme Anmachsprüche muss eine Frau sich anhören, die allein durch New York läuft. Das Video „10 Hours of Walking in NYC as a Woman“ hat über 40 Millionen Views.

Z – Zündeln. Machen angeblich sexuell unbefriedigte Menschen. Vielleicht sind die aber auch einfach wütend.