Was macht eigentlich ...
: ... die Tram zum Potsdamer Platz?

Stars killen

Foto: Engelhardt

Mancher, der auf Höhe der „Mall of Berlin‘“ die Leipziger Straße überquert, mag sich verwundert fragen, wieso hier noch Straßenbahngleise aus Vorkriegstagen aus dem Asphalt schauen. Die Antwort lautet allerdings: Diese Schienen liegen hier erst seit dem Jahr 2000 – und eine Tram ist darauf noch nie gefahren.

Das soll sich ändern, wenn erst einmal die U-Bahn-Linie 5 fertig ist. Dann endlich steht die Tramlinie vom Alexander- zum Potsdamer Platz auf dem To-do-Zettel der Verkehrsverwaltung. Dass es einmal so lange dauern würde, hätte man in der Behörde wohl selbst nicht erwartet, sonst hätte man bei der Sanierung der Leipziger Straße wohl auch nicht prophylaktisch Schienen verlegt.

Die Route jedenfalls steht laut der gerade veröffentlichten Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken fest: Über die Rathausstraße vom Alex kommend, sollen die Bahnen hinter dem Sitz des Regierenden Bürgermeisters nach links in die Spandauer Straße abbiegen, dann wieder nach rechts auf den Mühlendamm und immer weiter geradeaus, über die Gertrauden- und die Leipziger Straße bis zur Endhaltestelle am Potsdamer Platz.

Und jetzt kommt’s: Wo soll diese Endhaltestelle liegen?

Auch das geht aus der Antwort von Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) hervor. Es ist „der Mittelstreifen der Potsdamer Straße unmittelbar westlich des Potsdamer Platzes“, eine Variante, die „den geringsten Eingriff in die vorhandenen Verkehrsanlagen“ bedeute und „am günstigsten für die starken Umsteigebeziehungen zur U-, R- und S-Bahn“ liege. Genau auf diesem Mittelstreifen aber befindet sich seit Jahren das überflüssigste Denkmal Berlins, wenn man es denn als solches bezeichnen will: der von überambitionierten Filmlobbyisten erdachte „Boulevard der Stars“.

Auf der vom Verkehr umstunkenen kahlen Fläche „feiern“ hundert Messingsterne die Köpfe des deutschen Films, von der Koryphäe bis zur Knallcharge.

So abgrundtief hässlich ist der Ort und so grotesk anmaßend die Parallele zu Hollywood, dass man endlich einen guten Grund mehr hat, sich auf den Vorstoß der Tram zu freuen.

Leider, leider wird frühestens 2020 gebaut. CLP