KUNST

Foto: privat

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Natalie Mayroth

schaut sich in Ber-

liner Galerien um

Sorrow found me when I was young, schallt es melancholisch aus dem oberen Stockwerk der Kirchenräume. Wenn eine Ausstellung aus Musik besteht, bedeutet das Gänsehaut. Und das liegt nicht daran, dass die ehemalige Kreuzberger Kirche St. Agnes an besonders warmen Tagen wie diesen angenehme Kühle spendet. Die Galerie König in St. Agnes beeindruckt schon durch ihre Architektur dazu liegt ein Heilige-Hallen-Geruch in der Luft. Vor allem aber ist die Stimmung durchtränkt von den Tönen von „Sorrow“, einem Song der US-amerikanischen Indie-Rock-Band The National – das Lieblingslied des isländischen Künstlers Ragnar Kjartansson. „A Lot of Sorrow“,die Ausstellung von Kjartansson & The National gibt in einer Video-Dokumentation eine sechsstündige Performance wider, die bis an die körperlichen Grenzen der in New York lebenden Musiker geht: Immer wieder spielen sie denselben, dreieinhalbminütigen Song (bis 23. 8., Di.–So. 10–18 Uhr, Alexandrinenstr. 118-121).

Ein Besuch der Ausstellung Fashion Stories in der Galerie Between Bridges bedeutet, sich von dem Fotografen und Galeristen Wolfgang Tillmans nach London mitnehmen zu lassen. In seinem Schöneberger Projektraum zeigt er Einblicke in eine männlich geprägte Subkulturszene der 1990er Jahre – ausgewählte Modestrecken, die 1989 bis 1991 in den Magazinen The Face, i-D oder Arena erschienen, damals sehr angesagte, unabhängige Publikationen. Mit der 2010 verstor-benen Corinne Day ist auch eine der besten britischen Fotografinnen der 90er Jahre dabei; Day wurde u. a. für ihre umstrittenen Fotos der sehr jungen Kate Moss berühmt. Die Magazine stammen aus Tillmans Privatsammlung. Er selbst arbeitete ab 1990 als Fotograf für Zeitgeist-Magazine wie i-D und pendelt noch heute seinen Wohn- und Arbeitsorten London und Berlin (bis 1. 8. und nach der Sommerpause 2.–12. 9., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Keithstr. 15).

Ein roter Rollteppich zieht sich über mehrere Wände hinweg durch die Galerie Max Hetzler – wie ein roter Faden durch eine gelungene Geschichte. In der Charlottenburger Galerie wird über 40 Jahre Schaffen der Konzeptkünstlerin und Bildhauerin Inge Mahn,Meisterschülerin von Joseph Beuys, in Szene gesetzt – Objektformationen, Gipsgabgüsse und Skizzen. Mahn setzt sich mit Alltagsgegenständen auseinander, von der Hundehütte (1977), Balkonen (1987) bis zu einem rotierenden Tisch, der Installation „Erbsenzählen“ (2009): Sie fertigt abgewandelte Kopien der Objekte als „skulpturelle Portraits“ an. Der sehr minimal gehaltene, helle Ausstellungsraum erhält durch die strukturierten Arbeiten Museumscharakter, der dazu verleitet, sich in Details zwischen Realität und Kunst zu vergessen (bis 18. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Goethestr. 2/3).