Keine Lehren aus der Finanzkrise gezogen

GELDANLAGE Die Deutsche Bank setzt wieder auf jene Wertpapiere, die die Krise mit ausgelöst haben

BERLIN taz | Die Deutsche Bank will den Markt für gebündelte Kreditrisiken wiederbeleben, dem am Ausbruch der Finanzkrise eine maßgebliche Mitschuld gegeben wird. Entsprechende Papiere im Wert von Milliarden von Euro habe sie seit Jahresbeginn bereits auf den Markt gebracht, berichtet die FAZ.

Rückblende: Als 2007 die Immobilienblase in den USA platzte, stellte sich heraus, dass viele der minderwertigen US-Hypotheken gebündelt, zu neuen Wertpapieren umverpackt und samt den dranhängenden Risiken an Investoren weiterverkauft worden waren. Im Finanzjargon wird dies als Verbriefung bezeichnet. Unter den nichtsahnenden Käufern dieser forderungsbesicherten Wertpapiere (Asset-Backed Securities, ABS) waren auch deutsche Banken wie die IKB und die Sachsen LB. Sie konnten nur knapp vor der Pleite gerettet werden, als sich die Papiere als praktisch wertlos entpuppten. Kürzlich reichte die Landesbank Baden-Württemberg, die die Sachsen LB übernommen hatte, Klage gegen die Deutsche Bank ein, die ihr solche toxischen Wertpapiere als vermeintlich sichere Anlage angedreht haben soll.

Mit ihrem neuen Anlauf in diesem Geschäft ist die Deutsche Bank laut FAZ bei Investoren auf großes Interesse gestoßen. Die Bank verkauft nur die Risiken der verbrieften Kredite weiter, nicht die ausstehenden Forderungen selbst. So etwas kauft nur, wer für hohe Renditen auch hohe Risiken hinzunehmen bereit ist. Das dürften in erster Linie Hedgefonds sein, deren Spezialität das Investment in hochriskante Wertpapiere ist.

Unsichtbare Risiken

Das Problem ist nur, dass ausgerechnet Hedgefonds nach wie vor nur geringer Regulierung unterliegen. Sie zählen zu den Schattenbanken – Finanzfirmen, die wie Banken agieren, aber nicht wie Banken reguliert sind. Zwar wollen die internationalen Finanzmarktaufseher sowohl Verbriefungen als auch Schattenbanken künftig strengeren Regeln unterwerfen. Doch bis es so weit ist, bleiben die aufgehäuften Risiken weitgehend unsichtbar. Jedenfalls bis zur nächsten Krise. Kein Wunder, dass im Rahmen des Wettbewerbs „Europa sucht das gefährlichste Finanzprodukt“ (taz vom 24. Januar) auch ABS als Kandidat vorgeschlagen wurden. NICOLA LIEBERT