Portrait
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Antonia Stiller: zum Debattieren überredet Foto: dpa

Die Gesprächige

Eigentlich hatte Antonia Stille gar keine Lust zu debattieren. Voll im Abi-Stress und dazu noch in der Regie des Schulmusicals aktiv, kam ihr dieser Wettbewerb ziemlich ungelegen. Blöd nur, dass sich für das Schulfinale erst drei Leute gemeldet hatten und noch eine Person fehlte. Vom Lehrer überredet, sprang sie ein. Sechs Monate und vier Runden später steht sie seit dem vergangenen Samstag als Siegerin des Bundesfinals „Jugend debattiert“ da. Die 18-Jährige aus Hamburg setzte sich gegen 200.000 Schüler und Schülerinnen durch.

„Ich bin jetzt keine Debattiermeisterin, nur weil ich hier gewonnen habe“, sagt sie. So richtig in Schwung kam sie eh erst bei einem Seminar für die Teilnehmenden des Hamburger Landesfinales. Davor hatte sie sich vom Schul- über das Regionalfinale bis zum landesweiten Finale debattiert. Nachdem sie auch diese Hürde zu nehmen wusste, wurde sie zum großen Finale nach Berlin eingeladen, wo sie vor 800 Leuten im Funkhaus des rbb ihre rhetorischen Grenzen auslotete.

Auf ihrem Weg argumentierte sie zu Themen wie TTIP, der Vorratsdatenspeicherung und im Bundesfinale über die Frage: „Sollen religiöse Bilderverbote von den Medien beachtet werden?“ Bei den Debatten, sagt sie, ginge es nicht primär darum, den Gegner in Grund und Boden zu reden: „Die Klärung steht im Vordergrund.“ Nach ihrem anfänglichen Zögern findet sie jetzt recht überschwängliche Worte für den Wettbewerb: „Er repräsentiert unsere pluralistische Gesellschaft, wie sie eigentlich sein sollte. Menschen bringen ihre konträren Meinungen vor und die anderen hören zu“, sagt sie. „Man muss sich am Ende nicht einig sein. Wichtig ist, auf das Gegenüber einzugehen.“

Darin wird sich Antonia Stille wohl auch in Zukunft üben dürfen, denn sie will Lehrerin werden. Ob für Deutsch, Geographie, Geschichte oder Bio, weiß sie noch nicht. Das Abi hat sie schon mal und ehe sie die

Schule verlässt, ist sie noch in das Schulmusical eingespannt. „Cats“ steht auf dem Programm. Dann macht sie vor dem Studium erst mal ein Jahr Pause. Nach einer Verletzungspause will sie wieder Handball spielen und den Führerschein machen. Ein Urlaub in Italien ist geplant, sie will viel Zeit mit Freunden verbringen und zum Erhalt der Minimalproduktivität auch verschiedene Praktika machen. BOT