Notizbuch
: Marbach und David Foster Wallace

HINWEIS (1): Seit dem 7. Juni gibt es im Marbacher Literaturmuseum eine neue Dauerausstellung; wer keine Zeit hat hinzufahren, kann sich mithilfe des unter dem geschmäcklerischen Titel „Die Seele“ firmierenden, aber sonst wunderbar aufgemachten Katalogs einen Überblick über die 280 präsentierten Exponate verschaffen. Kafkas gestochen scharfe und immer wieder zu abenteuerlichen Aufschwüngen fähige Handschrift gibt es da selbstverständlich zu bestaunen; Exponat 56. Überraschende Funde gibt es auch, etwa das „Illusionsfoto“, Exponat 106, das die Familie Thomas Manns auf einem südfranzösischen Jahrmarkt in einem Flugzeug zeigt. Hintergrund: Die Manns waren im Grunde schon im Exil vor den Nazis, versuchten den Auslandsaufenthalt aber noch möglichst lange als Urlaub zu verstehen. „Die Seele“, Marbacher Katalog 68, 430 Seiten, 30 Euro, www.dla-marbach.de.

HINWEIS (2): In den USA ist der Film „The End Of The Tour“ angelaufen, ein Biopic über David Foster Wallace, das auf einem Porträt basiert, das der Journalist David Lipsky 1996 für den Rolling Stone geschrieben hat. Der Schauspieler Jason Segel, bekannt aus „How I Met Your Mother“, spielt Wallace, mit langen Haaren, Stirnband und allem ikonischen Drum und Dran. Ein deutscher Starttermin steht offenbar noch nicht fest, aber bis dahin kann man sich wunderbar die Zeit vertreiben mit einem Essay, den der US-Literaturkritiker Christian Lorentzen aus Anlass des Filmstarts im New York Magazine geschrieben hat (unter www.vulture.com frei im Netz). Einer der vielen interessanten Gedanken: dass Wallace 1996 unter der großen Promotour zu seinem Roman „Unendlicher Spaß“ keineswegs deswegen litt, weil ihm das öffentliche Auftreten nicht lag, sondern weil er feststellte, dass er das Promospiel mit Lesungen und Signierstunden so gut mitspielte. Auch sonst erfährt man in dem Essay viel über den komplizierten Nachruhm.