Crowdfunding für Griechenland: Ouzo und Yorkshire Tea
Thom Feeney möchte keine Politik machen. Er will durch Spenden die griechische Wirtschaft retten. Ganz einfach.
Thom Feeney ist der Mann, der Griechenland retten will. Gelangweilt von den gescheiterten Bemühungen der Politik, hat er eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Fast 74.000 Menschen haben gespendet, 1,27 Millionen Euro hat er so bis zum fünften Tag gesammelt. Das ist weit entfernt von den angestrebten 1,6 Milliarden, der Summe, die Griechenland dem IWF schuldet. Aber Feeney ist optimistisch.
Der 29-Jährige stammt aus dem nordenglischen York. Auf sein Studium an der Lancaster University folgten Jobs als Kommunikationsmanager für Theater, im Marketing und Verkauf. Jetzt arbeitet er für ein Londoner Schuhgeschäft. Er bezeichnet sich als jemanden, der seine Stärke darin sieht, gute Gelegenheiten zu erkennen. Und er weiß, wie er sich die sozialen Medien zu Nutze machen kann. Beides hat er mit der Idee zur Spendenaktion bewiesen.
„Während die Politiker zögern, hat die Griechenland-Krise Auswirkungen auf echte Menschen“, schreibt er auf der Kampagnenseite. Es wäre an der Zeit zu handeln. „Ich dachte, verdammter Mist, ich werd‘s probieren!“ Bei 503 Millionen Menschen in der EU ist das Problem schnell gelöst, wenn jeder auch nur einen kleinen Beitrag spendet. „Die Europäer sind eigentlich recht großzügig, Frau Merkel und Herr Cameron sind da vielleicht eine Ausnahme.“ Feeney glaubt fest daran, dass die Macht des Volkes Griechenland helfen kann.
Je nach Höhe der Spende erhält man eine kleine Gegenleistung. Drei Euro reichen für eine Karte mit dem Konterfrei von Ministerpräsident Tsipras, für sechs Euro bekommt man einen griechischen Salat nach Hause geliefert. Wer die ewige Dankbarkeit Europas will, muss mit einer Million ins Rennen gehen. Alles kein Scherz, beteuert Feeney. Ist die Kampagne erfolgreich, sollen die Prämien in Griechenland produziert und verschickt werden. Eine nachhaltige Förderung der Wirtschaft, mehr will junge Mann nicht erreichen.
Er möchte mit seiner Aktion aber keine Politik machen. „Es geht darum, den griechischen Menschen zu helfen.“ Feeney hat auch selber gespendet. Zehn Euro, dafür gibt es eine Flasche Ouzo. Nun würde er aber erst einmal eine Tasse starken Yorkshire Tea trinken, lässt er die Welt wissen. Mit Journalisten möchte er derzeit nicht mehr reden. Er müsse schließlich im Schuhgeschäft arbeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland