piwik no script img

Radikale Weine von Rainer Schäfer

Es gibt einige, die Sebas­tian Strub für einen Narren halten. Auch sein eigener Vater hat mit ihm gehadert. „Es gab einige böse Worte“, sagt der 27-jährige Winzer. Strub ging nicht nur ein wirtschaftliches Risiko ein. Er hat gewagt, was viele als Sakrileg empfinden: Im Petten­thal, einem Weinberg am Roten Hang und einer weltberühmten Riesling-Lage, baut er Sauvignon Blanc an. Damit, so echauffiert sich mancher Kollege, entweihe er die Riesling-Tradition.

Der Rote Hang, der sich zwischen Nierstein und Nackenheim über dem Rhein erhebt, ist die einzige ernst zu nehmende Steillage Rheinhessens. Es war ein ehernes Gesetz, dass hier nur Riesling stehen darf. Strub hat es nicht aus einer Laune heraus gebrochen: In manchen Parzellen sei es dem Riesling zu warm geworden – eine Folge der Klimaerwärmung. Strub sagt, ihm sei die Frucht geradezu „weggebrannt“. Der Sauvignon Blanc dagegen komme besser zurecht mit dem Mikroklima im Pettenthal. Strub ist fasziniert von Sauvignon Blanc, wie er an den mit Feuerstein durchmischten Kalkböden an den Hängen der Loire entsteht. Ein Teil seiner Rebklone kam über Umwege aus dem berühmten Château d’Yquem im Bordelais.

Im Herbst 2014 hat Strub seinen zweiten Sauvignon Blanc geerntet, den er im Edelstahl und im Holz ausgebaut hat. Er riecht nach wilden Rosen, am Gaumen zeigt er sich dicht, druckvoll und mit einer beeindruckenden Länge und einer markanten salzigen Mineralität. Es ist ein großer Sauvignon Blanc, wie man ihn in Deutschland nicht findet. Sebastian Strub hat viel gewagt und sich durchgesetzt. Auch sein Vater hat kleinlaut beigegeben. Strub hat ihn mehrfach ertappt, wie er sich am Sauvignon-Fass zu schaffen gemacht hat.

Pettenthal Sauvignon Blanc 2014, Sebastian Strub, 14,80 Euro, Bezug über strub-weine.de

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen