Zwei Welten, eine Sprache

FILM In „Fremdkörper“ (ZDF, 23.55 Uhr) treffen ein Deutscher und eine Ukrainerin aufeinander

Es ist nicht so, dass die beiden Hauptdarsteller nicht auch Deutsch miteinander sprechen könnten. Janina Elkin, geboren in Kiew, spricht mit ihren Eltern (russischer und jüdisch-ukrainischer Herkunft) Russisch. Sie ist mit zehn Jahren nach Deutschland gekommen, wo Deutsch ihre zweite Muttersprache wurde. Nun aber sprechen sie und Thorsten Merten Englisch.

In Christian Werners Film „Fremdkörper“ ist das Englisch von Irina (Elkin) besser als das von Wolfgang (Merten). Wolfgangs und Irinas Fremdeln, die Verunsicherung, die Herkunft aus zwei Welten wird auf Ebene der Sprache reflektiert. Der Deutsche, wie er da in Istanbul ankommt mit seinem Rucksack, wirkt nicht eben reich – aber die 70.000 Euro für eine illegale Nierentransplantation konnte er aufbringen. Irina, die Spenderin, ist verletzt, nicht nur physisch: „Do you know what happened after the operation? They put me in a wheelchair and brought me to a bus station. They gave me 500 Euros and one pill against the pain. 16 hours in a full bus. Bleeding. For nothing. I lost my job because of this. I will lose my flat. My daughter. Everything. This is because of you!“ Wolfgang: „It was your decision.“ Aber so ein harter Hund ist er nicht. Sonst hätte er sich auf Irinas halbherzigen Erpressungsversuch nicht eingelassen. Wäre nicht zurück nach Istanbul. Sein Unbehagen ist das eines begrenzt ignoranten, abgestumpften Normalos, der weiß, dass er seine Gesundheit einer Ungerechtigkeit zu verdanken hat.

Das Misstrauen, mit dem sich Wolfgang und Irina annähern, erzählt Christian Werner (Buch, zusammen mit Sebastian Heeg, und Regie) präzise, aus kühler Distanz. Er wird immer gewusst haben: Für so eine Begegnung kann es kein Happy End geben. Wolfgang will kein Zyniker sein, aber in dieser Welt, wie sie ist, ist er es. „I wish we never met“, lauten Irinas letzte Worte an ihn, in Englisch. Jens Müller