WAS MACHT EIGENTLICH...
: ... DIE QUEEN?

Die Garnisonkirche aufbauen

Very British, very fair, very royal, man kann es nicht anders sagen! Denn was müssen das für fürchterliche Tage und Nächte gewesen sein für die junge Elisabeth aus dem Hause Windsor, als die deutschen Bomber 1941 mit „The Blitz“ über London auftauchten und versuchten, die Stadt in Schutt und Asche zu legen. Lange Jahre später noch soll die Queen not amused gewesen sein über die Nazis und ihre Angriffe auf Buckingham Palace und andere Orte auf der Insel.

Heute sieht die Queen das wahrscheinlich sportlicher. Und unter dem Aspekt der Versöhnung zwischen England und Deutschland wird Elisabeth II. bei ihrem Besuch in der Hauptstadt in dieser Woche noch einmal ganz tief in die symbolpolitische Tasche der Völkerverständigung greifen. Für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten (darunter sicher auch ein paar „Tommys“) zerstörten Potsdamer Garnisonkirche wird die englische Königin einen eigens für ihren Deutschlandbesuch frisch gebrannten Backstein aus Glindow stiften, der einmal in den Bau eingelassen werden soll. Die Inschrift, „The Queen’s Visit to Germany 2015“, sei mit dem Buckingham Palace abgestimmt worden, so ist aus der Stiftung und dem Förderkreis zum Wiederaufbau der Garnisonkirche zu hören. Mit dem Queen-Stein ist die umstrittenen Rekonstruktion nun wohl nicht mehr aufzuhalten, denkt man sich dort jetzt.

Die Idee zu dem Patenschaftsbackstein hatte Katherina Reiche, CDU-Abgeordnete aus Brandenburg, die nicht gerade für spektakuläre Performances bekannt ist. Dass ihr hier ein Coup gelungen ist, mit der Queen den gerade lahmenden Aufbauschwung wieder in Fahrt zu bringen und die Kritik an diesem in die Schranken zu weisen, muss man anerkennen. Die deutsch-britische Frauenpower mit königlichem Segen aus England könnte für das 40 Millionen Euro teure Garnisonkirchenturmprojekt, dem bisher die Hälfte des Geldes fehlt, zum erneuten und eben notwendigen Zeichen des Wiederaufbauwillens der Potsdamer Kirchenfans werden. Auch der einstige Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), nannte die Patenschaft eine „starke Unterstützung für den Bau, mit dem wir für Versöhnung und Frieden einstehen werden.“ Und der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Berlins Altbischof Wolfgang Huber, sprach von einer Versöhnungsgeste: „Die Patenschaft Ihrer Majestät betont diese Gedanken“, so Huber protokollgemäß.

Natürlich hat die Queen nicht vergessen, was die Nazis damals verbrochen haben, besucht sie doch bei ihrer jetzigen Visite das frühere KZ Bergen-Belsen. Das ist ebenfalls ein starkes Zeichen gegen den NS-Terror und für die Opfer von damals. Man wird lange in London darüber beraten haben, ob der Queen-Stein für die einstige preußische Soldatenkirche aus dem 18. Jahrhundert, in der der Soldatenkönig zum Gottesdienst ging und 1933, am „Tag von Potsdam“, Hitler seinen Machtanspruch öffentlich zelebrierte, nicht ein falsches Symbol sein könnte. Doch weil die Garnisonkirche Teil der internationelen Nagelkreuzgemeinschft ist, eines Versöhnungsprojekts, dessen Zentrum das britische Coventry ist, wird Elisabeth II. gesagt haben: „Let’s roll.“ ROLA Foto: reuters