Drüber reden

Manchmal will ein Mann reden: Im Fußball verursacht das Irritation und Ärger

Sprache an und für sich ist ein Problem, freundlicher gesagt: eine Herausforderung. Das ist auch jenseits des Sports bekannt, besonders in der geschlechterübergreifenden Kommunikation. Wenn der eine über alles reden will, bedeutet das noch lange nicht, dass der andere zuhört, gar sich aktiv am Gespräch beteiligt. Wer hier welchem Geschlecht angehört, bedarf kaum weiterer Worte. Männer reden nun mal nicht so gern. Außer über Fußball. Noch lieber spielen sie selbst, Fußball ist ja auch eine Form der Kommunikation. Manchmal gibt es jedoch sogar im Fußball einen Mann, der reden möchte. Das verursacht natürlich Irritation und Ärger.

Philipp Lahm hat vor einigen Wochen öffentlich darüber gesprochen, dass sein Club keine identifizierbare Spielphilosophie habe. Da musste er eine hohe Strafe zahlen. Fußballer des FC Bayern dürfen nicht nur ihren Arbeitgeber nicht kritisieren, sie dürfen überhaupt nicht öffentlich sprechen, solange es der Verein nicht erlaubt hat. Jens Lehmann hat auch gerade Ärger. Er hat eine eigene Meinung zu Vereinsführung und Mob in Stuttgart. Zu blöd. Abgemahnt streitet er mit dem VfB um seine Geldstrafe.

Ein anderes Verständnisproblem im Fußball ergibt sich aus seiner Internationalität, nicht selten kommen zwei zusammen, die keine gemeinsame Sprache haben. Maik Franz und Aristide Bancé konnten sich unlängst nicht einig werden, wie genau Ersterer Letzteren beschimpft hatte. Dafür waren aber mal ausnahmsweise gleich ein paar andere Männer ihrer Clubs aus Mainz und Frankfurt willens, die möglicherweise rassistischen, möglicherweise einfach nur unflätigen Tiraden von Franz zu kommentieren. Niemand wusste nichts Genaues, aber alle moralisierten schaumig drauf los.

Sowieso immer im Recht ist Louis van Gaal. Das liegt in der Natur des Mannes, na, sagen wir: dieses Mannes. Weil er es in seinem derzeitigen Arbeitsumfeld mit der deutschen Sprache zu tun hat, die ihm mittelmäßig behagt, sind seine Mitteilungen übersichtlich. Wer je an eine seriöse Krise des FC Bayern geglaubt hat, dem kann der Holländer nach der gerade sensationell erfolgreich absolvierten Woche bescheiden: „Wir haben noch nie viel verloren“, und „das Wille und das Glaube“ seien in München immer da gewesen.

Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle dann aber doch: die Macht der Sprache. Und zwar maximal reduziert. Alle Sprache, die der FC Bayern braucht und seinen Leibeigenen mitgibt, ist: Mia san mia. Das ist ähnlich komplex wie: „Ey, Platz da!“ Versteht jeder Depp. Und es kostet garantiert nie Strafe. KATRIN WEBER-KLÜVER