Kolumne Unter Schmerzen: Gegen den Knarz
Von Magnesiumtabletten, Elvis und Mäusetests. Alles, was Sie über Schmerz und Stress wissen wollen. Und über Kaffee.
E in fast typischer Tagesablauf, das tägliche Mantra eines gemäßigten Schmerzpatienten: Ich nehme eine Schmerztablette.
Ich nehme ein Muskelrelaxans.
Ich trinke Kaffee, um wach zu werden.
Ich trinke Wasser, um konzentriert zu sein (und um den Kaffee etwas auszugleichen).
Ich lutsche eine Magnesiumtablette, weil mir die Muskeln zucken.
Ich denke an Elvis. Ich denke an Michael Jackson.
Es wäre natürlich schön, mal wieder öfter schmerzfrei aufzuwachen. Ich merke, dass mir die Regelmäßigkeit der Physiotherapie wichtig ist. Ich merke, dass sie hilft. Ich denke daran, dass ich in der Hauptsache gar nicht so sehr meine ehemalige Geliebte vermisse, die jetzt von ihrem Ehemann schwanger ist (obwohl, doch, natürlich, schon), und nicht so sehr die anderen alle, sondern in der Hauptsache meine Psychoanalytikerin (Für Eingeweihte: Ich bin seit 18 Monaten aus der Analyse raus). Ich merke, dass ich mir die ganzen Termine auch deswegen ranschaffe, um die mir fehlenden Analysetermine zu ersetzen. Ich merke, dass mir der Schmerz sagen will, dass ich Hilfe haben möchte, und dass er deswegen nicht aufhört, weil ich diese Hilfe nicht entsprechend bekommen kann. Ich merke, dass ich in einer Dauerschleife festhänge. Ich merke, dass ich mich um mich selbst kümmern muss. Ich merke, es gibt einen Ausweg.
Kaffee zum Beispiel hilft auch. Nicht nur, was das Wachwerden betrifft, sondern auch gegen Stress. Und somit auch gegen Depression. Das wissen nicht nur die beiden prominenten Musiker der Kaffeehauskapelle „Californiae“, Andreas Dorau und Tommi Eckart (“Ein neuer Tag, die alte Stelle / gestern erträglich, doch jetzt die Hölle. / Kaffee hilft gegen den Knarz. / Heiß muss er sein und schwarz“, der Song heißt schlicht „Tasse Kaffee“), das stand auch vorgestern im Tagesspiegel.
Demnach hat es Versuche mit Mäusen gegeben: Sie wurden „drei Wochen lang nicht vorhersehbarem Stress“ ausgesetzt (womöglich mussten sie in der dortigen Meinungsredaktion arbeiten). „Die Folgen“, so heißt es in dem Artikel, „waren wie erwartet: Die Tiere nahmen weniger zu (immerhin!), sie wirkten in Tests hilflos, ängstlich und freudlos, sie konnten sich schlechter orientieren und hatten mehr Stresshormone im Blut. Ihr Zustand glich dem depressiver Menschen. Wurde ihr Trinkwasser mit Koffein versetzt, ging es ihnen dagegen erheblich besser. Ungestressten Mäusen brachte das Koffein nichts.“
Rein technisch gesehen blockiert Koffein also irgendeinen Rezeptor und hilft als Prophylaxe gegen Stress. Super Sache. Ich mochte Kaffee schon immer, ich brauche am Tage mindestens drei Tassen davon, und natürlich mag ich Kaffee auch lieber als Tee. Im Gegensatz zu Dorau und Eckart trinke ich den Kaffee allerdings am liebsten so, wie ich ihn schon als Kind trank: mit Milch und Zucker.
Aber trotz allen Kaffees sei an dieser Stelle in puncto Stress und Leistung eines noch gesagt: Leistung entsteht aus Vertrauen und Freude und nicht aus Druck.
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