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U20-Fußball-WM in NeuseelandEin schwarzes Schaf als Glücksbringer

Die Junioren-WM ist das größte Ereignis in Neuseelands Fußball-Geschichte – und könnte dennoch vor leeren Rängen stattfinden.

Passt zur FIFA: das U20-WM-Maskottchen Wooliam ist ein schwarzes Schaf Foto: dpa

CHRISTCHURCH taz | Ein Zweitligaprofi von Union Berlin könnte momentan am anderen Ende der Welt kaum unerkannt über die Straßen laufen. In Christchurch, der drittgrößten Stadt Neuseelands, sieht man auf riesigen Plakaten am Flughafen, in den Hauptstraßen und an den Sehenswürdigkeiten immer dasselbe Foto: Björn Kopplin in einem gewöhnlichen Zweikampf während des Achtelfinales der U20-WM 2009 gegen Nigeria.

Es soll wohl sagen: Die Deutschen kommen! Denn in Christchurch wird die DFB-Auswahl ihre Vorrundenspiele bei der aktuellen Junioren-WM bestreiten. Tatsächlich sagt es viel mehr. Dass bei einer U20-Weltmeisterschaft Stars geboren werden können. Aber auch, dass das Turnier für manch einen der Karriere-Höhepunkt bleiben wird.

„Wir wollen auf jeden Fall Erster in unserer Gruppe werden“, betont der deutsche Trainer Frank Wormuth, der auf zehn U19-Europameister von 2014 zurückgreifen kann. Seine Mannschaft wäre gut beraten, die Vorgabe umzusetzen – schon aus logistischen Gründen. Dann stünden Achtel- und Viertelfinale ebenfalls in Christchurch an. Das scheint angesichts der Gruppengegner Fidschiinseln, Usbekistan und Honduras ein durchaus machbares Szenario zu sein.

Schließlich verfügt Wormuth in Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Levin Öztunali (Werder Bremen) und Marc Stendera (Eintracht Frankfurt) über etablierte Bundesligaspieler. Verzichten muss er hingegen auf seinen Torjäger Davie Selke. Der soll sich auf Wunsch seines neuen Arbeitgebers Leipzig ganz auf den frühen Saisonstart in der Zweiten Liga konzentrieren. „Es wird sich zeigen, ob das ein großer Verlust ist. Manchmal treten dann andere aus dem Schatten von jemandem, der eigentlich übermächtig erscheint“, sagt Wormuth.

Die Gastgeber stehen unter Druck

Im Improvisieren ist er schließlich schon geübt. Max Meyer, Leon Goretzka (beide Schalke), Serge Gnabry (Arsenal) und Joshua Kimmich (Leipzig) wären auch noch für seine Mannschaft spielberechtigt gewesen. Sie alle wurden jedoch für die U21-Europameisterschaft in der zweiten Junihälfte nominiert. Letztlich sollte immer noch genug Qualität vorhanden sein, um sich gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen wie Brasilien, Argentinien, Mexiko und Nigeria in den Favoritenkreis einzureihen.

Die Spiele

Montag, 1. Juni, 3 Uhr MESZ: Deutschland-Fidschi

Donnerstag, 4. Juni, 9 Uhr MESZ: Deutschland-Usbekistan

Sonntag, 7. Juni, 4 Uhr MESZ: Deutschland-Honduras

Ein anderer Deutscher wurde kurz vor Turnierbeginn ausgebootet. Willy Gerdsen wurde Anfang des Jahres von seinem Amt als Co-Trainer der neuseeländischen U20 enthoben, ohne dass etwas vorgefallen ist. Man kann die Maßnahme als Ausdruck des Drucks deuten, der auf den Gastgebern lastet. 18 Millionen Euro kostet das größte Fußballturnier, das je auf neuseeländischem Boden ausgetragen wurde. Die Fifa steuerte 5,5 Millionen Euro bei, die neuseeländische Regierung 3,7 Millionen. Sie erwarten etwas für ihr Geld. Die Spiele werden in mehr als 100 Ländern zu sehen sein, und alle werden sich ein Bild vom Stand des neuseeländischen Fußballs machen wollen.

Die Vorverkaufszahlen sind wenig vielversprechend. Bislang wurden rund 200.000 Tickets abgesetzt. Das Eröffnungsspiel und das Finale dürften mit jeweils knapp 25.000 Zuschauern nahezu ausverkauft sein, doch bei den übrigen Partien drohen leere Ränge. „Ich gehe davon aus, dass viele Fans spontan kommen werden. Daher werden wir mit Sicherheit auch keine Karten verschenken“, betont Dave Beeche, der Geschäftsführer des Organisationskomitees. Allerdings überlege man, die Ticketpakete der Sponsoren auszuweiten. In der Abgeschiedenheit eines pazifischen Inselstaates muss man eben erfinderisch sein, um die Stadien für eine Randsportart zu füllen.

Deutscher WM-Kader

Tor: Mesenhöler (Köln), Schwäbe (Hoffenheim), Wellenreuther (Schalke) - Abwehr: Akpoguma (Hoffenheim), Dudziak (Dortmund), Hagn (Unterhaching), Kempf (Freiburg), Stark (Nürnberg), Syhre (Hertha BSC), Wittek (1860 München) - Mittelfeld: Bauer (Ingolstadt), Mukhtar (Benfica Lissabon), Öztunali (Bremen), Prömel (Hoffenheim), Steinmann (Hamburg), Stendera (Frankfurt), Weigl (1860 München) - Sturm: Brandt (Leverkusen), Köpke (Unterhaching), Lohkemper (VfB Stuttgart), Stefaniak (Dresden).

Die geografische Lage scheint sich indes im Falle des Fifa-Skandals als Vorteil zu erweisen. Dass sich unter den sieben in Zürich verhafteten Offiziellen auch Jeffrey Webb befindet, Organisationschef der U20-WM, wird keinen Einfluss auf den Ablauf des Turniers haben. Die Show geht einfach weiter. Dabei wäre Turniermaskottchen Wooliam die perfekte Besetzung, um die Machenschaften des Weltverbandes zu illustrieren: ein schwarzes Schaf.

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