Großbritannien: Polizei sprengt Pädophilenring

Der Betreiber einer Kinderpornografie-Website ist verurteilt worden. Beamte hatten die Seite weiterbetrieben - und Hunderte Pädophile gefasst.

Beschlagnahmte Datenträger mit Kinderpornografie (Archivbild) Bild: dpa

DUBLIN taz Die britische Polizei und Kollegen in 34 weiteren Ländern haben eine Kinderpornografie-Tauschbörse ausgehoben. Der Betreiber der Internetseite, der 28-jährige Timothy Cox, ist vorgestern zu einer unbefristeten Haftstrafe verurteilt worden. Zwar legte Richter Peter Thompson nur ein Minimum von einem Jahr und sieben Monaten fest, aber er entschied, dass Cox erst freigelassen werden darf, wenn er keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit darstelle.

Die zuständige Polizeibehörde gegen den Missbrauch sowie für den Schutz von Kindern im Internet (Ceop) hatte eine ungewöhnliche Methode angewendet, um den Mitgliedern des Pädophilenrings auf die Spur zu kommen. Nach einem Tipp der kanadischen Polizei nahm sie Cox im September vergangenen Jahres an seinem Computer fest. 70 Männer warteten zu dem Zeitpunkt auf eine Lieferung von Cox. Um sie nicht misstrauisch zu machen, teilte ihnen die Polizei in Cox Namen mit, dass er zum Essen gehe, aber in einer halben Stunde zurück sei. In dieser Zeit eigneten sich die Beamten Cox Identität an und betrieben die Internetseite weiter.

In den nächsten zehn Tagen gingen ihnen 700 Männer aus 35 Ländern ins Netz, 200 davon in Großbritannien. In Deutschland stehen zwei Männer im Verdacht, dem Pornoring anzugehören. 31 Kinder wurden vor weiterem Missbrauch gerettet.

Die Methode der Infiltration wurde bisher nur gegen Terroristen oder Drogenhändler angewendet. In den meisten Ländern ist diese Art der Ermittlung verboten. "Wir haben die Befugnisse", sagte Ceop-Chef Jim Gamble. "Also nutzen wir sie. Das war die bislang größte international koordinierte Aktion gegen Kindesmissbrauch im Internet."

Ceop überwacht auch ständig Internetseiten für Teenager. Dabei lässt sich die Behörde von 60 Jugendlichen beraten. Auf manchen Seiten bieten 13-jährige Live-Sexshows gegen Bezahlung an. "Wir sind überzeugt, dass sich die Pädophilen im Internet dort aufhalten, wo sich junge Leute aufhalten", sagte Gamble.

Cox betrieb die Website "Kids the Light of our Lives" ("Kinder sind das Licht unseres Lebens") unter dem Pseudonym "Son of God", das auf eine andere Kinderpornografieseite namens "God" anspielt, die die Polizei 2006 in den USA abschaltete. Cox lebte mit seinen Eltern, seiner Schwester und seiner Freundin auf einem Bauernhof in Buxhall in der Grafschaft Suffolk und arbeitete in der elterlichen Brauerei Cox and Holbrook. Er sei besessen von der Tauschbörse gewesen und verbrachte täglich mehrere Stunden damit, sagte Thompson.

Das Material, das sichergestellt wurde, sei schockierend, fügte der Richter hinzu. Bei Cox wurden 76.000 Fotos und 1.100 Videos gefunden, auf denen Kinder - manche noch im Babyalter - vergewaltigt und sadistisch gefoltert wurden. Manche Männer vergewaltigten ihre eigenen Kinder und stellten den Film danach ins Netz. Ein weiterer Brite, der 33-jährige Gordon Mackintosh aus Hertfordshire, versuchte, die Internetseite nach Cox Verhaftung weiterzuführen. Das Urteil gegen ihn wird Ende des Monats verhängt.

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