Elfenbeinküste: Kakaobohnen vor der Moschee

Regierung und Rebellen in der Elfenbeinküste feiern Versöhungszeremonien. Aber praktische Schritte zum Frieden sind rar.

Viel Händeschütteln, wenig Taten: Präsident Gbagbo (rechts) und Rebellenführer Soro. Bild: dpa

ABIDJAN taz Der Ort ist symbolisch perfekt für eine Zeremonie der Versöhnung. Ein Kind breitet auf dem Platz neben der Markthalle Kakaobohnen in der Sonne aus. Gegenüber ragt ein Minarett in den Himmel. Kakaobohnen wachsen im christlichen Süden der Elfenbeinküste - Moscheen gehören im islamischen Norden zum Straßenbild. Seit 2002, als eine bewaffnete Revolte gegen Präsident Laurent Gbagbo begann, war die Elfenbeinküste zwischen dem Gbagbo-Gebiet des Südens und dem Rebellengebiet des Nordens gespalten.

Jetzt regieren beide Seiten zusammen. Aber die Versöhnungszeremonie in Adzopé, rund hundert Kilometer von Abidjan entfernt, zieht nur wenig Publikum an. Nur ein paar Dutzend Gäste haben auf den 300 Plastikstühlen Platz genommen. In der Markthalle daneben herrscht mehr Treiben. Kurzerhand blasen der Minister für Bergbau und Energie von der Gbagbo-Partei und sein Kollege für Tourismus und Handwerk von den Rebellen die Versöhnungszeremonie ab.

So läuft der Friedensprozess der Elfenbeinküste - alle geben sich willig, aber wenn es konkret wird, kommt wenig voran. Das "Abkommen von Ouagadougou", bei dem am 4. März Gbagbo und die Rebellen der Forces Nouvelles in der Hauptstadt Burkina Fasos Frieden schlossen, die bisherigen Verträge über den Haufen schmissen und eine Regierung bildeten, hatte zunächst große Hoffnungen geweckt. Noch dieses Jahr sollen Wahlen stattfinden, Regierungs- und Rebellenarmee zusammengelegt und die beiden Administrationen vereint werden. Es wurde sogar begonnen, einige Wachposten ausländischer Truppen entlang der Waffenstillstandslinie zwischen Regierung und Rebellen aufzulösen.

Doch die wichtigsten Streitpunkte blieben ungeklärt: Entwaffnung zuerst der Pro-Gbagbo-Milizen und dann der Rebellen; Rückkehr der Staatsverwaltung in den Norden des Landes; Feststellung der ivorischen Staatsangehörigkeit für Millionen einst aus den nördlichen Nachbarländern Zugewanderten und ihren Nachkommen, an deren Benachteiligung durch die Gbagbo-Regierung sich 2002 die Rebellion entzündet hatte.

Der geplante gemeinsame Militärstab funktioniert nicht, weil es Streit über die Anerkennung der Dienstgrade gibt. Das verzögert wiederum den Prozess der Entwaffnung, der unter Aufsicht des neuen integrierten Kommandos beider Seiten bereits vor Wochen hätte beginnen sollen. Auch verweigern sich einige Milizen der Demobilisierung, weil sie mehr Geld wollen. Das wiederum verschiebt die Anhörungen von Millionen Abkömmlingen von Migranten aus Nachbarländern wie Burkina Faso und Mali, die auf die Anerkennung ihrer ivorischen Nationalität drängen. Das Gbagbo-Lager fürchtet nicht zu Unrecht, dass die neuen Wähler dem politischen Lager ihrer "Befreier" zulaufen. Immerhin: Die wichtigste Gruppe der Bagbo-treuen Jugendmilizen hat bekannt gegeben, dass sie dieses Mal den Vorgang nicht behindern wird.

Es ist dieser Geist des Ouagadougou-Abkommens, der trotz aller Probleme eine neue Dynamik bringt. Exrebellenführer und Premierminister Guillaume Soro arbeitet konstruktiver mit seinem alten Widersacher und Staatspräsident Laurent Gbagbo zusammen als mit seinem eigentlichen politischen Verbündeten Alassane Ouattara, führender Politiker des Nordens.

Aber um Gbagbo herum booten sich seine Getreuen gegenseitig aus, um sich für die Zeit nach der Krise zu positionieren. Eine der vielen Pro-Gbagbo-Splittergruppen unter der Führung von Eugène Djué droht gar, eine eigene Rebellion loszutreten. Auch Hardliner bei Soro sehen ihre Annäherung an Gbagbo mit Skepsis.

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