Heimliche Gattinnen an ihrer Seite

In Köln diskutierten Lesben über Beruf und Karriere: Aus Angst vor Diskriminierung scheuen viele Frauendas Coming-Out. Dabei können Arbeitgeber von der Integrationskraft von Lesben durchaus profitieren

KÖLN taz ■ Lesben in Führungspositionen leben meist „Undercover“. Nur wenige wagen den Schritt in die Öffentlichkeit aus Angst vor dem Karriereknick. In der Talkrunde, die von AMIGAS, dem Netzwerk Lesbischer Unternehmerinnen und der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben veranstaltet wurde, berichteten fünf Karrierefrauen von ihrem Coming-Out. Fazit: Nicht automatisch zieht das sexuelle Bekenntnis berufliche Nachteile nach sich, aber offen gelebte Homosexualität bleibt ein heikles Thema.

Kaum eine Vorabendserie verzichtet auf die homosexuelle Nebenrolle, doch am Arbeitsplatz ist der Wandel kaum angekommen: Diskriminierung ist Alltag. Das Outing kann sogar das berufliche Aus nach sich ziehen. „Ich habe die Pflegeleiterin eines Altenheims angefragt. Aber sie arbeitet für die katholische Kirche und hat abgesagt“, sagte Brauckmann.

Dem Publikum stellten sich also eher stolze Vorbilder: „Es sind immer noch viel zu wenig Lesben in Führungspositionen out“, klagte Sybill Klotz, Fraktionsvorsitzende des Grünen Landesverbandes Berlin. Lesbische Frauen sollten ihre Zurückhaltung aufgeben und offensiv ein Antidiskriminierunggesetz einfordern, meinte sie.

Ein Patentrezept für das Coming-Out am Arbeitsplatz gibt es nicht. Die Kölner Sozialdezernentin Marlis Bredehorst nutzte ihren Amtsantritt: „Als Oberbürgermeister Fritz Schramma mich nach meinem Privatleben fragte, erzählte ich ihm von meiner Lebensgefährtin. Daraufhin hat er sehr schnell das Thema gewechselt und mir die Arbeitsräume gezeigt“, erzählte Marlis Bredehorst. Die „Gattin an ihrer Seite“ sei eben immer noch keine Selbstverständlichkeit – auch das eine Form von subtiler Diskriminierung. „Wenn ich als Vorgesetzte einen Fehler mache, geht das sofort als Vorwurf an alle Lesben zurück – da habe ich eine große Verantwortung“, meinte Bredehorst.

Auch Ulrike Zielonkowski, Teamleiterin bei einem Bonner Kommunikationskonzerns, hat offen lesbisch ihren Job angefangen: „Als Teamleiterin spielt meine Homosexualität erstmal keine Rolle – in erster Linie will ich zielorientiert arbeiten“. Trotzdem hat sie 2002 das hausinterne Netzwerk für Lesben und Schwule „queerbeet“ gegründet. Zu Beginn angstvoll, doch die Arbeit habe sich gelohnt: „Es gibt viele Kollegen, die noch draußen sind, die Probleme haben sich zu outen“.

Dabei könnten Arbeitgeber vom lesbischen Personal auch profitieren: Für Annette Gleibs von der ARGE in Oberhausen und Vorgesetzte von rund 200 heterosexuellen Männern und Frauen spricht einiges für Lesben im Dienst: „Das hat viel mit Offenheit zu tun – andere Frauen nehmen mich weniger als Konkurrentin wahr, Männern gegenüber kann ich unbefangener sein“, sagte Gleibs. An den anderen Arbeitsstil von Frauen glaubt auch Margarete Voll, Abteilungsleiterin einer Versicherung und Gründerin des Lesben Netzwerk „Wirtschaftsweiber“: „Frauen sind demokratischer“. Das Männer mit Frauen und Lesben Probleme haben, kennt Volz aus eigener Erfahrung: In ihrer Abteilung arbeiten ausschließlich weibliche Führungskräfte. Obwohl bei der Postenvergabe nur die Qualifikation entschieden habe, so Volz, habe das bei Kollegen zu Unmut geführt. Die Männer sehen sich diskriminiert, ihre männliche Seilschaften würden sie jedoch nicht in Frage stellen: „Frauen sind in Führungspositionen geduldet, dürfen aber nicht Frauen bezogen führen“. BRIGITTE MASER