Klaus Rauscher: Ein Strommanager im Praxistest

Klaus Rauscher ist Vorstandschef der Vattenfall Europe AG. Die TU Dresden bestellt ihn nun auch noch zum Honorarprofessor.

Klaus Rauscher. Bald auch Honorarprofessor. : dpa

Klaus Rauscher, Vorstandschef der Vattenfall Europe AG, hat eine neue Beschäftigung: Die TU Dresden bestellte ihn zum Honorarprofessor. An der Fakultät Maschinenwesen wird Rauscher ab dem Wintersemester "Integrationsmanagement in der Energietechnik" lesen.

Passender wäre für den Konzernchef derzeit wohl das Thema "Pannenmanagement beim Versagen der Energietechnik". Denn seit den Zwischenfällen in den Vattenfall-Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel steht der Konzern im Rampenlicht und erlebt einen bisher nicht gekannten Gegenwind. Dass Rauscher die Vorfälle selbst initiiert hat, um ein paar praktische Erfahrungen in der Energietechnik zu sammeln, ist nicht anzunehmen. Aber hilfreich ist der momentane Praxis-Schock sicher schon. Denn von Energietechnik versteht Klaus Rauscher ursprünglich nichts. Der 58-Jährige ist Jurist, Politiker, Manager.

Nachdem Konzernsprecher und untergeordnete Mitarbeiter 14 Tage lang vergeblich versucht hatten, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass nichts passiert und alles ganz harmlos sei, sprang Rauscher schließlich höchstpersönlich ein. Und erklärte, das Ganze sei eine politische Kampagne. Dabei müsste es Klaus Rauscher besser wissen: Nach dem Jura-Studium ging er zunächst in die Politik. Im bayerischen Finanzministerium arbeitete er sich zum Leiter der Wirtschafts- und Beteiligungsabteilung hoch, um schließlich ab 1988 dem Streibl Max als Chef der Staatskanzlei zu dienen. Streibl, der mit der "Amigo-Affäre" in die politische Geschichte der Bundesrepublik einging, hatte 1993 wie Rauscher heute von einer "politischen Kampagne" gegen ihn gesprochen, allerdings mit dem Zusatz: beispiellos.

Aber da hatte Rauscher, der wegen seiner geschätzten diplomatischen Fähigkeiten auch an der deutschen Einheit mitgewerkelt hatte, schon die Fronten gewechselt: Als Vorstandsmitglied der Bayerischen Landesbank war er jetzt Banker. 2001 wechselte er an die Spitze der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG, die er ab 2002 mit der Laubag, der ostdeutschen VEAG und der Berliner Bewag zu Vattenfall Europe zusammenschweißte.

Im Vergleich zum eloquenten internationalen Vattenfall-Chef Lars Göran Joseffson strahlt Rauscher eher die Aura eines Kreissparkassendirektors aus. Am Donnerstag musste er schon wieder einlenken: Die Kieler Aufsichtsbehörde darf jetzt die Mitarbeiter befragen, die während des Brandes in Krümmel gearbeitet haben. Das hatte Vattenfall bisher abgelehnt. Für Montag ist die Befragung angesetzt - für Rauscher eine gute Gelegenheit, etwas über Energietechnik zu erfahren.

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