Kiel: 5.000 Euro für die Gotteskämpfer

Ein Deutsch-Marokkaner steht in Schleswig als Terrorverdächtiger vor Gericht. Er soll auch Nachrichten an einen 9/11-Drahtzieher weitergegeben haben.

Call-Shop im Kieler Stadtteil Gaarden Bild: dpa

KIEL taz Heute ist ein Wettbüro in dem ehemaligen Call-Shop im Kieler Stadtteil Gaarden untergebracht. Von dort aus soll Redouane E. H. Geld nach Syrien und Ägypten geschickt, Selbstmordattentäter vermittelt und die Gründung einer Terrorgruppe geplant haben. "In Kenntnis und mit Billigung des von al-Qaida durchgeführten gewaltsamen Dschihad", sagt die Bundesanwaltschaft. Heute beginnt am Oberlandesgericht Schleswig der Prozess gegen den Deutsch-Marokkaner. Angelastet werden ihm neun Taten, mit denen er al-Qaida unterstützt haben soll.

Vor einem Jahr war E. H. auf dem Bahnhof Hamburg-Dammtor festgenommen worden. Die Ermittler hatten Chatgespräche verfolgt und rechneten damit, dass der damals 36-Jährige fliehen wollte. Redouane E. H. soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem Nachrichten an Said Bahaji weitergegeben haben. Bahaji, ein Freund von Mohammed Atta und Mounir El-Motassadeq, soll der "Hamburger Zelle" angehört haben und ein Drahtzieher der Anschläge vom 11. September gewesen sein. Er ist 2001 untergetaucht.

Die Anklage wirft Redouane E. H. vor, insgesamt 5.000 Euro ins Ausland transferiert zu haben. "Mit dem Geld sollte Ausrüstung für Gotteskämpfer beschafft, die Teilnahme an einer Sprengstoffausbildung finanziert und ein Schleuser entlohnt werden", teilt die Bundesstaatsanwaltschaft mit. Bereits im August 2005 soll Redouane E. H. über das Internet einen Treueeid der al-Qaida abgelegt und versprochen haben, Kämpfer und Geld zu besorgen. Von Mai bis Juli 2006 soll er Dschihad-Kämpfern aus Marokko und Ägypten geholfen haben, unter anderem mit Geld und durch "logistische Unterstützung bei Schleusungen".

Vor allem aber soll der mutmaßliche Terror-Helfer mit vier anderen Männern eine terroristische Vereinigung im Ausland gegründet haben, die den "Heiligen Krieg" in den Sudan tragen sollte. Zwei weitere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe, der Jordanier Thaer A. (32) und der Marokkaner Abdelali M. (24) wurden inzwischen von Schweden nach Deutschland ausgeliefert. Redouane E. H. soll von Kiel aus Kontakte zu zahlreichen mutmaßlichen Terrorzellen weltweit gehalten und Selbstmordattentäter per Internet losgeschickt haben. Der heute 37-Jährige studierte von 1996 bis 2004 an der Kieler Universität und war einige Zeit beim Asta aktiv, unter anderem als Berater für ausländische Studierende. "Ein ganz normaler junger Mann auf Mädchensuche", nannte ihn ein ehemaliger Bekannter aus Kiel-Gaarden. Dann kam "diese Wandlung": Statt Jeans trug Redouane plötzlich ein langes Gewand, er ließ sich einen Bart stehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.