piwik no script img

KommentarSpritfresser müssen teurer werden

Kommentar von Stephan Kosch

Auf das Umweltbewusstsein der Fahrer zu zählen, reicht nicht - jedes Gramm CO2 beim Autofahren emitiert wird, muss ordentlich kosten. Aber die Regierung zögert mal wieder.

D ie neue Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschland ist auf dem Markt. Wer will, kann sie beim nächsten Autokauf nutzen und die eigene CO2-Bilanz verbessern. So weit, so gut. Nur: Diese Liste ist keine neue Erfindung. Es gibt sie bereits seit 18 Jahren, inwieweit sie von Autokäufern genutzt wird, ist unbekannt. Ein Blick auf die Kohlendioxidemission neu verkaufter Pkws in Deutschland lässt ahnen: Der Kunde ist noch immer stärker an Image und Pferdestärken interessiert als am Verbrauch. Anders ist ein Durchschnittswert von 170 Gramm CO2 pro Kilometer nicht zu erklären.

taz

Stephan Kosch ist stellvertretender Ressortleiter des Wirtschaftsressorts der taz.

Allein auf das Umweltbewusstsein der Verbraucher zu setzen, reicht also nicht. Die reagieren erst, wenn ökologische Argumente auch zu ökonomischen werden. Der Deutsche lässt sein Auto erst stehen, wenn der Spritpreis dramatisch steigt. Langfristig gibt es einen besseren Umweltschutz im Autoverkehr nur, wenn die Kosten für Spritschlucker wachsen und der Sparsame profitiert.

Den Rahmen dafür kann und muss die Politik setzen. Zum Beispiel innerhalb des Klimaschutzprogramms, dass auf der Kabinettsklausur in Meseberg auf den Weg gebracht werden soll. Diskutiert werden vernünftige Vorschläge. So soll die Höhe der Kfz-Steuer künftig abhängig sein vom CO2-Ausstoß. Doch die Bundesregierung legt sich schon vor der öffentlichen Debatte Fesseln an. Jedes Gramm CO2 soll gleich besteuert werden.

Dabei würden sparsamere Autos, die in der Anschaffung oft teurer sind als Standardfahrzeuge, attraktiver, wenn für PS-Protzer proportional mehr bezahlt werden müsste. Jedes Gramm, das über dem angestrebten EU-Grenzwerten liegt, müsste mit einem steigenden Zuschlag belegt werden. In anderen europäischen Ländern gibt es solche Zuschläge schon, die Bundesregierung lässt diese Chance ungenutzt.

Und auch beim Tempolimit bleibt sich Deutschland treu. Maximal 120 Stundenkilometer auf den Autobahnen würden dort rund neun Prozent CO2 einsparen - ganz ohne Steuerreformen und aufwendige Technik. Doch darüber wird in Meseberg gar nicht erst diskutiert.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • A
    Alster

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Ist doch klar, das die Politik gegen

    eine Sonderbesteuerung von Protzkutschen ist. Erstens wehren

    sich die Lobbyisten der Autoindustrie

    dagegen, und weiter: welcher Politiker möchte in einem Kleinwagen

    chauffiert werden ? 'Das Weltklima

    darf umstürzen, aber um himmelswillen

    nicht in Kneipen rauchen! Wieviele

    Pharisäer fahren dicke Schlitten,

    die aber für ein Rauchverbot sind?