die wahrheit: Lange Beine, pralle Hintern

Am Schönheitswettbewerb in der irischen Grafschaft Cavan durfte nur teilnehmen, wer mehr als 11.000 Liter Milch im Jahr produziert.

Schönheitswettbewerbe sind eine feine Sache - vor allem die Veranstaltung in Virginia in der irischen Grafschaft Cavan, die vorige Woche zum 24. Mal stattfand. Die 25 Teilnehmerinnen aus allen Teilen Irlands paradierten im Festzelt am Lough Ramor auf und ab und stellten ihre langen Beine und runden Hintern zur Schau. "Seht euch die mal an, alles wohlproportioniert", rief der walisische Preisrichter Bev Baker bewundernd ins Mikrofon und klopfte der Teilnehmerin auf den Po. "Die würde ich gerne mit nach Hause nehmen." Die 15.000 Zuschauer applaudierten begeistert.

Es ging aber nicht nur um Schönheit, sondern auch um Produktivität: Wer bei dem Wettbewerb mitmachen wollte, musste mindestens 11.000 Liter Milch im Jahr produzieren. Diese Hürde nahmen die 25 Holsteiner-Kühe mit Leichtigkeit. Für den höchsten Proteingehalt gab es einen Sonderpreis von Baileys. Schließlich benötigt die Schnapsfirma 275 Millionen Liter Milch von 40.000 Kühen im Jahr, um ihren Sahnelikör zu machen.

Gewinnerin war Smearlaview A Storm Vixan. "Die perfekte Kuh", urteilte Bev Baker. Die Besitzer, John und Tim Kirby, stammen aus der südwestirischen Grafschaft Kerry, wo wenige Stunden zuvor die "Rose of Tralee" gewählt wurde, ein hausbackener Wettbewerb, bei dem es ebenfalls nicht nur um Schönheit geht. Die Frauen müssen kleine Gesangs- oder Tanzeinlagen darbieten und nachweisen, dass sie auch am Herd eine gute Figur machen. Die Vorbereitungen sind bei beiden Wettbewerben ähnlich. Auch den Kühen standen Kosmetiker zur Seite, die ihnen die Haare schnitten und blond färbten. Anders als bei der "Rose of Tralee" arbeiteten die Kuhkosmetiker darüber hinaus allerdings mit falschen Schwänzen, rasierten den Teilnehmerinnen die Euter und rieben sie danach mit einer rosafarbenen Creme ein, damit sie schön glänzten. Manche Kühe trugen das Rückenhaar im Mohikanerstil. Für den Fall, dass die fertig gestylten Teilnehmerinnen auf die Toilette mussten, hielten die Besitzer einen Blecheimer bereit, damit das kosmetische Kunstwerk nicht zunichtegemacht wurde. Zum Schluss wurden die Tiere gemolken - doch weil zwei Sensibelchen dabei waren, die auf das Geräusch der Melkmaschine allergisch reagierten, spielte man laute Musik vom Band ab.

Ein Kuhkosmetiker ist nicht billig, die Besitzer müssen mehrere hundert Euro hinblättern. Das machen sie aber gerne, denn der Pokal für die schönste Kuh Irlands sei für Bauern "so ähnlich wie die Sam-Maguire-Trophäe im gälischen Fußball", wie die Kirbys sagten. Natürlich geht es auch um Geld. Der Hauptgewinn beträgt zwar nur 2.000 Euro, aber eine Preiskuh kurbelt den Verkauf von überschüssigen Tieren an. "Der Ruhm ist unglaublich", sagte Vorjahresgewinner Cyril Dowling aus Dublin. "Die Kunden rennen dir die Tür ein."

Eröffnet wurde die Veranstaltung in Virginia übrigens von einem Esel: Trevor Sargent, der als Vorsitzender der Grünen zurücktrat, weil seine Partei nach den Wahlen eine Koalition mit der unter Korruptionsverdacht stehenden Fianna-Fáil-Partei eingegangen war, aber prompt den Posten als Staatssekretär für Lebensmittel in ebendieser Koalitionsregierung übernahm.

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