Ungarn: Empörung über KZ-Fotomontage

Ein Radiosender hat einen schwulen Staatssekretär auf seiner Homepage verunglimpft. Noch am selben Tag gab es Kündigungen.

Ungarischer Staatssekretär Gabor Szetey Bild: rtr

BUDAPEST taz Ungarn kommt nicht zur Ruhe. Nach der Gründung der rechtsradikalen nationalen Garde am vergangenen Wochenende schockiert nun ein Radiosender das Land. Auf der Homepage von "Lánchíd Rádió" war der Staatssekretär für Personalfragen im Kabinett des ungarischen Premiers, Gábor Szetey, in einer Montage der besonderen Art zu besichtigen: Auf der Kleidung von Szetey prangt ein rosa Dreieck, im Hintergrund ist der Eingang des Konzentrationslagers Auschwitz mit der Inschrift "Arbeit macht frei" zu sehen.

Gábor Szetey ist das erste ungarische Regierungsmitglied, das sich bei der diesjährigen Homo-Parade im Juli geoutet hat. Dass er damit ein hohes Risiko einging, war klar. Am selben Tag schlugen Rechtsradikale jeden zusammen, den sie für einen Homosexuellen hielten. Unter den Opfern war auch ein deutscher Aktivist.

Die Reaktion auf die Montage fiel heftig aus. Am Mittwoch ging die ungarische Regierung vor die Presse, um gegen die stärker werdenden Rechtsradikalen zu protestieren. Der sozialistische Regierungschef Ferenc Gyurcsány fand nur ein Wort für die Montage: abscheulich.

Der Radiosender reagierte schnell. Die Montage war nach 22 Minuten wieder aus dem Netz verschwunden, die verantwortliche Redakteurin und ihr Chef wurden noch am selben Tag gefeuert. Doch der Skandal brachte noch weitere pikante Details ans Licht. So stellte sich heraus, das die Journalistin auch Mitglied der Jugendorganisation der nationalkonservativen Partei Fidesz und Abgeordnete eines Budapester Bezirks für Fidesz war.

Die größte Oppositionspartei wird beschuldigt, ein doppeltes Spiel zu treiben. Auf dem europäischen Parkett geriert sie sich als Schwesterpartei der CDU, in Ungarn aber rutscht sie immer weiter nach rechts und ist von den Radikalen kaum noch zu unterscheiden. Nach dem Skandal musste die Redakteurin auch die Partei verlassen, um größeren Schaden vom Fidesz-Chef Viktor Orbán abzuwenden. In Budapest erinnert sich noch jeder an den Abgang eines anderen Bezirksabgeordneten von Fidesz im vergangenen November. Kurz zuvor waren Fotos aufgetaucht, die den Jungpolitiker in SS-Uniform zeigten.

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