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MelodramHarmlose Revolution

In "Salvador" spielt Daniel Brühl den katalanischen Anarchisten, der nach seinem Tod zur Symbolfigur des spanischen Widerstands wurde.

Im Wollpulli gegen die Diktatur: Daniel Brühl. Bild: krause/johansen

Als letzter politischer Gefangener des Franco-Regimes wird Salvador Puig Antich am 2. März 1974 hingerichtet. Eine Garotte, eine mittelalterliche Würgeschraube, wird ihm um den Hals gelegt und erdrosselt ihn qualvoll. "Salvador" erzählt die Geschichte dieses katalanischen Anarchisten, der nach seinem Tod zur Symbolfigur des Widerstands gegen die spanische Diktatur wurde.

Der Film von Manuel Huerga beginnt mit Aufnahmen von Che Guevara und Martin Luther King, mit Bildern, die auf die aufrührerische Atmosphäre der ersten Hälfte einstimmen und gleichzeitig vorwegnehmen, welches Schicksal den charismatischen Salvador (Daniel Brühl) ereilen wird. Der erzählt seinem Anwalt zunächst in Rückblicken von seinem Leben als Freiheitskämpfer des Movimiento Ibérico de Liberación: Man sieht ihn mit seinen Gefährten in verrauchten Kneipen Wege zur klassenlosen Gesellschaft diskutieren und in verwinkelten Dachwohnungen Flugblätter entwerfen.

Anfangs gehen die Revolutionäre noch mit einer sympathischen Naivität zu Werke, der erste Bankraub endet im kollektiven Lachanfall. Doch spätestens ab dem Moment, in dem sich Salvador gegen eine Beziehung zu seiner großen Liebe Cuca entscheidet, um fortan ausbleibenden Sex - man kennt das von Clyde Barrow - durch häufigen Gebrauch seiner Pistole zu sublimieren, gibt es kein Zurück mehr. Immer heftiger werden die Gefechte mit der Polizei, bis es schließlich zu jenem folgenschweren Schusswechsel kommt, in dem Salvador einen Polizisten tötet und anschließend verhaftet wird.

Die zweite Hälfte von "Salvador" spielt im Gefängnis. War der Tonfall bis dahin locker-überdreht, wird es nun beinahe rührselig. Da die Figur des Salvador im weiteren Verlauf seltsam konturlos bleibt und man zudem kaum etwas über die politische Situation im Spanien der Siebzigerjahre erfährt, verfestigt sich der Eindruck, der Film genüge sich darin, ein möglichst konsensfähiges Melodram zu sein. Und gerade, weil von dieser zweiten Stunde eine solche Harmlosigkeit ausgeht, wirken die Hinrichtungsbilder am Schluss deplatziert: Sie erscheinen wie der Versuch, mangelnde Ausdifferenziertheit durch einen größtmöglichen Realismus in der Darstellung von Salvadors Tod zu kompensieren.

"Salvador - Kampf um die Freiheit". Regie: Manuel Huerga. Mit: Daniel Brühl, Tristán Ulloa, Leonor Watling u. a. Spanien/Großbritannien 2006, 129 Min.

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2 Kommentare

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  • HH
    H. Hauber

    Ich wünsche dem Film trotz der schlechten Taz-Kritik viele Zuschauer. Von einem Melodram kann man meiner Meinung nicht reden, es ist ein spanischer Film und so ist es einfach manchmal auch Gefühlskino. Die Situtation im zweiten Teil ging als Zuschauer an die Nerven, da man sieht, mit welcher Häme ein politischer Häftling entrechtet wird, psychogefoltert, brutalst hingerichtet, in den 70er Jahren (das letzte Todesurteil mit Garotte wurde in Spanien 1978 vollstreckt!!) und es passiert in Guantanamo und Mynanmar noch heute! Und Daniel Brühl spielt beeindruckend. Ich dachte nach dem Film, jetzt musst du amnesty international beitreten und dich anders für politische Häftlinge einsetzen!

  • WT
    Werner Thoren

    Salvador Puig war keineswegs der letzte politische Gefangene des Franco Regimes, der hingerichtet wurde. Im September 75 wurden an einem Tag 5 Mitglieder von Grapo und Eta hingerichtet.