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Hamburg zwischen Hindenburg und Hitler

In der Abaton-Reihe „Hamburg im Film“ präsentiert der langjährige Leiter der Landesbildstelle Hamburg, Dr. Joachim Paschen, diesmal dokumentarische Filmausschnitte aus Archivbeständen von Ereignissen in Hamburg und Altona in den letzten Jahren der Weimarer Republik.

Gestern vor 80 Jahren ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler, unterzeichnete die ersten Dekrete, mit denen Grundrechte eingeschränkt wurden und die Verfolgung zuerst der Kommunisten eine offiziöse Rechtfertigung bekamen.

Hamburg galt auch im März 1933 noch als „die letzte rote Festung der Weimarer Republik“. Ein Mythos – auch hier wurde die KPD stärker verfolgt, die Nazipartei mehr geduldet. Obwohl die beiden Arbeiterparteien SPD und KPD zusammen die Mehrheit der WählerInnen hinter sich hatten. Joachim Paschen stellt jetzt dazu sein soeben erschienenes Buch „Hamburg zwischen Hindenburg und Hitler“ (Edition Temmen, 19,90 Euro) mit Filmen vor.

Filmsequenzen gibt es etwa zu Hindenburgs Besuch 1926 in Hamburg. Hindenburg ist nicht in Uniform, sondern in Zivil mit Zylinder zu sehen. Vielleicht ein Zugeständnis an die republikanische Stimmung der Mehrheit der Bevölkerung. Auch die Beerdigung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Stolten von 1928 gibt es auf Zelluloid – ein Dokument der Stärke der etablierten SPD. Ein Film zur Maifeier 1929 zeigt beeindruckend die aktive Basis der SPD. Deren Umzug führte auf die große Wiese vom Stadtpark, während die verbotene Demonstration der KPD zur Moorweide lief: „Gegen den Faschismus und seine sozialdemokratischen Zuhälter, gegen das Demonstrationsverbot, Straße frei für das Proletariat!“

In Altona, das bis 1937 zu Preußen gehörte, fand am 17. Juli 1932 ein provokativer Aufmarsch der kurz zuvor wieder legalisierten SA in der Altstadt statt. Während die SPD dazu aufrief, den Sonntag im Grünen zu verbringen, mobilisierte die KPD ihre Selbstverteidigungsgruppen – den verbotenen Roten Frontkämpferbund. Infolge von wilden Schusswaffeneinsätzen einzelner Polizeieinheiten und bewaffneter SA-Männer gab es 18 Tote. Von diesem SA-Aufmarsch fand sich ein Film: „Die Filmrolle ist in Rendsburg entdeckt worden und stammt wohl aus Kreisen des dortigen SA-Sturms“, erklärte Joachim Paschen gegenüber der taz. Auch die Dokumente des SA-Aufmarsches auf dem Hamburger Rathausmarkt vom 8. März 1933 und von der nationalsozialistischen Maifeier 1933, unmittelbar nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, dürften von Kameraleuten im Rahmen der Propagandabestrebungen der NSDAP gedreht worden sein. Bei der PR-Arbeit waren die Nazis hochmodern, nutzten alle verfügbaren Medien intensiv. „Zum Teil werden allerdings nur Filmausschnitte gezeigt, da es im Rahmen der Buchvorstellung auch noch eine Reihe von Bildern, Zeitungsüberschriften und Plakaten zu zeigen gibt“, so Joachim Paschen.  GASTON KIRSCHE

Mo, 4. 2., 17 Uhr, So, 24. 2., 11 Uhr, Abaton, Salvador-Allende-Platz 3. Beide Termine mit Joachim Paschen