Afghanistan: Taliban reden nicht

In Kabul hat ein Selbstmordattentäter dreißig Menschen getötet. Trotzdem hält Präsident Karsai an seinem Gesprächsangebot an die Taliban fest - ohne Resonanz.

Präsident Karsai nannte den Anschlag einen "feigen Akt" Bild: dpa

Bei einem Selbstmordattentat in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Samstag erneut dreißig Personen getötet worden. Weitere dreißig Menschen wurden verletzt.

Laut Augenzeugenberichten explodierte die Bombe am Körper eines jungen Manns. Dieser habe am frühen Morgen zusammen mit afghanischen Soldaten einen Bus bestiegen, als dieser vor einem Kino anhielt. Die folgende Explosion habe das Fahrzeug auseinandergerissen und in der Umgebung schweren Sachschaden angerichtet. Weiter hieß es, der Explosionsort habe ein Bild des Grauens geboten.

Mit dem Anschlag vom Samstag ist die Zahl von Selbstmordattentaten in Afghanistan in diesem Jahr auf über hundert gestiegen. Zudem war es bereits das zweite Mal in den vergangenen zwölf Monaten, dass ein Militärtransport Zielscheibe eines Suizidanschlags wurde. Im Juni hatte ein Attentat bei einen Sammelplatz der afghanischen Armee 24 Opfer gefordert. Auch damals waren Soldaten in einen Bus gestiegen. Dabei hatte sich ein uniformierter Attentäter unter die Militärs gemischt und eine Bombe gezündet, die auch ihn getötet hatte.

Als Urheber des jüngsten Attentats bekannten sich die Taliban. Afghanistans Präsident Hamid Karsai verurteilte den Anschlag als einen "feigen Akt, der sich gegen Menschen, gegen die Menschlichkeit und bestimmt gegen den Islam richtet".

Das Selbstmordattentat ereignete sich am Samstag, kurz bevor eine Erklärung Karsais veröffentlicht wurde, in der dieser die Taliban zu Verhandlungen aufrief. Darin erklärt Karsai sich bereit, sich mit Taliban-Chef Mullah Omar und dem ehemaligen Mudschaheddin-Führer und Premierminister Gulbuddin Hekmatjar zu treffen. Wenn nötig würde sich der Präsident auch zu den Aufständischen begeben. Inhaltlich bot Karsai den Rebellen Posten in seiner Regierung an, falls sie bereit seien, die Waffen niederzulegen und an der Konsolidierung der Sicherheit und des Friedens mitzuarbeiten.

Die Reaktion der Taliban-Führung war die Gleiche, die sie schon gegenüber früheren Gesprächsangeboten der vom Westen unterstützten afghanischen Regierung geäußert hatten: Solange ausländische Streitkräfte in Afghanistan seien, werde es keine Gespräche geben, sagte Taliban-Sprecher Kari Jussuf Ahmad. Diese Bedingung wies Karsai umgehend zurück. Die Ausländer müssten im Lande bleiben, "bis unsere Straßen, unsere Schulen und unsere Stromversorgung wieder aufgebaut sind und bis unsere Polizei und unsere Streitkräfte besser ausgebildet sind".

Die Europäische Union will trotz der immer größeren Unsicherheit in Afghanistan ihre Hilfen für das Land am Hindukusch erhöhen. Der Chefdiplomat der Union, Javier Solana, erklärte gestern nach einem Treffen der EU-Verteidigungsminister in Portugal, die Wiederaufbauhilfe würde ebenso erhöht wie die Anstrengungen für eine verbesserte Sicherheit in Afghanistan, da beide einander bedingen würden.

Gemäß einer entsprechenden Erklärung der EU soll ein wichtiger Teil der neuen Mittel in den Aufbau der afghanischen Polizeikräfte fließen. Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung erklärte, die Zahl der europäischen Polizeiausbilder werde bis nächsten Frühling von gegenwärtig 75 auf 195 erhöht werden.

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