US-Söldner im Irak: Zeugen stellen Blackwater bloß

Die private US-Sicherheitsfirma gerät immer mehr in den Verdacht, im Irak zahlreiche Straftaten begangen zu haben.

Bei einer Anhörung vor dem Kongress verteidigt Blackwater-Chef Prince seine Truppe. Bild: dpa

BERLIN taz Zwölf irakische Zeugen, verschiedene irakische Ermittler und ein US-Beamter, der mit den Details der Ermittlung auf US-amerikanischer Seite vertraut ist, widersprechen dem, was die private US-Sicherheitsfirma Blackwater zu ihrer eigenen Verteidigung vorbringt. Blackwater-Chef Erik Prince, ein ehemaliger Kampfschwimmer der US-Marine, verteidigte dennoch am Dienstag seine Angestellten vor einem eigens einberufenen Kontrollausschuss des US-Kongresses. Seine Männer seien am 16. September in Bagdad eindeutig angegriffen worden, so Prince, weshalb sie adäquat reagiert hätten. Die irakische Seite spricht davon, dass die Leibwächter unvermittelt geschossen hätten.

Im Kreuzfeuer steht das Unternehmen, das im Irak hochrangige US-Persönlichkeiten schützt, weil seinen Mitarbeitern aggressives Verhalten und die Vertuschung von Straftaten vorgeworfen wird. Blackwater-Mitarbeiter hatten am 16. September mindestens 10 Iraker getötet.

Prince besteht darauf, dass Blackwater nach der tödlichen Schießerei in Bagdad am 16. September vorschnell verurteilt worden sei. Die US-Bundespolizei FBI teilte unterdessen mit, sie schicke eine Abordnung für die Aufklärung des Vorfalls in die irakische Hauptstadt.

Blackwater hätte in der Vergangenheit seine des Mordes verdächtigten Mitarbeiter im Irak nicht schützen können, wenn nicht auch das US-Außenministerium beide Augen zugedrückt hätte. Der Kongress kritisierte in scharfer Form das Ministerium von Condoleezza Rice, das Blackwater ohne ausreichende Kontrolle habe gewähren lassen und Ermittlungen wegen Straftaten verhindert habe.

Seit 2005 seien Blackwater-Mitarbeitende im Irak in 195 Schießereien verwickelt gewesen, heißt es in dem Bericht des Kontrollausschusses. Der Ausschuss wertete Firmenunterlagen aus, nach denen Blackwater-Mitarbeiter seit 2005 mindestens 16 Iraker töteten. Die wirkliche Zahl liege aber vermutlich höher: Die privaten Sicherheitskräfte schössen gewöhnlich aus fahrenden Autos heraus und hielten nicht an, um ihre Opfer zu zählen. In dem Dokument werden US-Armee-Vertreter mit der Aussage zitiert, die Mitarbeiter von Blackwater im Irak seien "wie die Cowboys" aufgetreten. In 80 Prozent der Fälle sei der erste Schuss von Blackwater-Personal abgefeuert worden.

Ein konkreter Vorwurf lautet, dass im vergangenen Jahr an Weihnachten ein betrunkener Blackwater-Wachmann in Bagdad einen Leibwächter von Iraks Vizepräsidenten Adil Abd al-Mahdi erschossen habe. Bereits 36 Stunden später sei der Täter aus dem Irak gebracht worden. Er habe keinerlei Strafe erhalten, sondern sei lediglich gefeuert worden.

Als "unglaublich" wertete der Vorsitzende des Ausschusses, der demokratische Abgeordnete Henry Waxman, dass das US-Außenministerium Blackwater dann geraten habe, den Mord durch eine Abfindung an die Hinterbliebenen aus der Welt zu schaffen und damit Schlagzeilen zu vermeiden. Rice verlangte eine besonders gründliche Prüfung. "Ich habe das ganz klar gemacht", sagte sie der New York Post. Bei einem Treffen von US-Präsident George W. Bush mit dem irakischen Präsidenten Dschalal Talabani im Weißen Haus sollte laut Bush-Sprecherin Dana Perino nicht über Blackwater gesprochen werden, da "es keinen Anlass gibt, anzunehmen, dass sie sich derzeit nicht korrekt verhalten".

Zwei weitere private US-Wachfirmen, Titan und CACI International, müssen sich jetzt wegen Foltervorwürfen vor Gericht verantworten. Ihre Mitarbeiter sollen im irakischen Skandalgefängnis Abu Ghraib Häftlinge misshandelt haben.

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