Portrait Than Shwe: Birmas paranoider Machthaber

Er verlässt bei der bloßen Erwähnung der Oppositionsführerin den Raum, brachte es vom Briefträger zum General und agiert am liebsten im Verborgenen: Juntachef Than Shwe

Räumt Gegner rücksichtslos aus dem Weg: Juntachef Than Shwe. Bild: ap

Es heißt, dass er Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi abgrundtief hasst. Bei der bloßen Erwähnung ihres Namens verlässt der Juntachef auch schon mal den Raum. Than Shwe, dienstältester General des Militärregimes, sieht sich selbst als "Reinkarnation der Könige". Am liebsten agiert der 74-Jährige, der Birma mit harter Hand regiert, im Verborgenen.

Geboren wurde Than Shwe im Februar 1933 in Birmas heute zweitgrößter Stadt Mandalay in eher bescheidenen Verhältnissen. Er war zunächst Postbeamter, ehe er mit 20 Jahren als Offiziersanwärter in die Armee eintrat. Als Leutnant führte er Krieg gegen die ethnischen Minderheiten im Land. Der aus dem Militärputsch von 1962 als Sieger hervorgegangene General Ne Win ernannte Than Shwe zunächst zum Direktor einer Zentralschule für Politische Wissenschaften. Doch lange hielt es Than Shwe dort nicht, er kehrte zur Armee zurück. Als es im Jahr 1988 zu den von Studenten angeführten Massenprotesten für mehr Demokratie kam, wurde General Ne Win gestürzt und an dessen Stelle übernahm General Saw Maung die Macht. Than Shwe wurde die rechte Hand von Saw Maung.

In 1992 übernahm Than Shwe schließlich die Führung der Junta. Unter anderem ließ er das Wahlergebnis von 1990 annullieren, welches der oppositionellen Partei "Nationale Liga für Demokratie" unter Aung San Suu Kyi einen überragenden Sieg beschert hatte. Auch ordnete er an, die Friedensnobelpreisträgerin unter Hausarrest zu setzen, der - von wenigen Unterbrechungen abgesehen - bis heute andauert. Than Shwe und seine Gruppe von Hardlinern innerhalb der Armee sind bekannt dafür, ihre Gegner rücksichtslos aus dem Weg zu räumen. Als Expremier Khin Nyunt sich für eine politische Liberalisierung stark machte, wurde er 2004 gestürzt und inhaftiert, zusammen mit hunderten Sympathisanten.

Im November 2005 zog die Militärführung von Rangun in die neue Residenz Naypyitaw um. Die im Dschungel verborgene Retortenstadt gilt als Indiz dafür, wie weit die Paranoia des Militärregimes bereits fortgeschritten war. Der als öffentlichkeitsscheu bekannte Than Shwe und seine Vertrauten hatten nämlich laut Kennern befürchtet, die USA könnten Rangun von der Seeseite aus angreifen. Mit einer neuen Hauptstadt, so wurde Than Shwe einst von einem Wahrsager versichert, könne er seine Machtbasis noch lange behaupten.

Generalissimus Than Shwe (74) hält sich für eine Reinkarnation der alten Könige, die in gigantischen Statuen verewigt sind. Bild: ap

Zu den einfachen Menschen hat der selbst ernannte "Führer mit Visionen" längst alle Tuchfühlung verloren. Während weite Teile der Bevölkerung bitterarm sind, schöpfen die Generäle aufgrund der Wirtschaftsabkommen mit China, Indien und anderen Ländern aus dem Vollen.

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