Pakistan: "Sie könnte mit den Religiösen kooperieren"

Der Südostasienexperte Christian Wagner über die Bedeutung, die die Rückkehr Bhuttos für den Antiterrorkrieg hat.

taz: Herr Wagner, was bedeutet Bhuttos Rückkehr für Pakistans Rolle im "Krieg gegen den Terror"?

Christian Wagner: Sie signalisiert, dass Bhutto an einer politischen Einigung mit Präsident Musharraf interessiert ist. Damit kann der Kampf gegen den Terror eine breitere politische Grundlage bekommen.

Musharraf ist seit der gescheiterten Entlassung des Obersten Richters angeschlagen, Bhutto wurde zweimal gestürzt. Nützt ein Bündnis der beiden den Islamisten?

Auf den ersten Blick vielleicht, doch haben die islamistischen Parteien keinen großen Rückhalt. Ihre Wählerhochburgen sind auf die paschtunischen Gebieten entlang der afghanischen Grenze konzentriert. Die Paschtunen machen nur 15 Prozent der Bevölkerung aus. Und die Bündnisse für die Wahlen sind noch nicht klar. Auch Bhutto könnte wie früher mit religiösen Parteien kooperieren.

Musharraf hatte Bhutto gebeten, noch nicht zurückzukehren. Das hat sie ignoriert. Was heißt das?

Die von Musharraf erlassene Amnestie für Bhutto gilt zunächst, sie kann sich also frei bewegen, bis das Oberste Gericht darüber entscheidet.

Musharraf und Bhutto sind beide von der Gnade des Gerichts abhängig?

Das Oberste Gericht hat jetzt die Zügel in der Hand. Es muss aber bedenken, dass, wenn es Musharrafs Wahl für ungültig erklärt, die Armee den Ausnahmezustand erklären könnte. Es herrscht institutionelles Chaos.

Was heißt Bhuttos Rückkehr für das mächtige Militär?

Das Militär hält weiter die Zügel in der Hand. Es hat über den nationalen Sicherheitsrat politisch ein Mitspracherecht, ist wirtschaftlich stärkster Akteur und in Sicherheitsfragen zentral. Eine Kooperation mit Bhutto gibt aber dem Militär Legitimation im Kampf gegen die Islamisten. So kann die liberale Kritik an Musharrafs Herrschaft geschwächt werden, weil man auf eine dann vielleicht bald demokratisch gewählte Bhutto-Regierung verweisen kann. Das stärkt die Rolle des Militärs. Musharraf hat zudem in den letzten Jahren die Macht des Präsidenten erweitert. Sollte Bhutto also wirklich Premier werden, wofür noch die Verfassung geändert werden muss, wird sie von der Gnade des Militärs abhängen. Wir werden in Pakistan bestenfalls eine gelenkte Demokratie haben.

INTERVIEW: SVEN HANSEN

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