Berliner Senator will Über-Uni: Nationalelf aller Forscherpiefkes

Berlins Wissenschaftssenator Zöllner reicht eine Exzellenzuni nicht, er will eine Über-Uni in Berlin gründen. Der Präsident der neuen Elite-Uni FU Berlin winkt müde ab.

Träumt von einer Berliner Forschungselite: Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner. Bild: dpa

BERLIN taz Dieter Lenzen sagte Nein, bevor der Berliner Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) mit seiner neuesten Idee an die Presse gegangen war. "Berlin braucht keine Superuni, Berlin hat drei Superunis", sagte der Präsident der FU Berlin. Der hat neuerdings noch mehr Mumm als ohnehin - denn die Freie Universität ist seit Freitag Elite-Uni. Zöllner aber will mehr.

Der Wissenschaftssenator möchte eine Einrichtung schaffen, die über allen vier Berliner Unis und den vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Stadt schweben soll. "Wie in einer Nationalmannschaft sollen dort die besten Forscher der Stadt mit den besten Wissenschaftlern weltweit zusammenarbeiten", sagte Zöllner am gestrigen Montag. Der Name der Supra-Universität: "International Forum of Advanced Studies" oder "International Free Humboldt Forum" - letzteres eine Referenz an die erfolgreiche Freie Uni und die beim Elite-Reigen leer ausgegangene Humboldt-Universität.

Der Wissenschaftsrat, der am Freitag sechs deutsche Hochschulen zu Elite-Unis ernannt hatte, teilte mit, die Elitezuschüsse für die Freie Uni von rund 100 Millionen Euro seien durch das neue Zöllner-Projekt nicht gefährdet. "Berlin muss mit seinen Planungen aber auf die geförderten Bereiche der FU Rücksicht nehmen", sagte der Generalsekretär des Wissenschaftsrats, Wedig von Heyden, der taz. Er ließ grundsätzliche Sympathie für Zöllners Vorschlag erkennen. "Wenn es dem Land Berlin gelingen sollte, die vier Unis und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen institutionell und verbindlich zu verknüpfen, dann wäre das sehr interessant."

Allerdings ist noch unklar, wie Zöllners Supra-Universität genau aussehen wird. Sie soll die besten Forscher zusammenführen, gleichzeitig Graduiertenschulen wie Studiengänge anbieten und obendrein strategische Forschungsplanung vornehmen. Die Mitarbeiter (Fellows) parlieren dort auf hohem Niveau, aber im Nebenamt - denn sie sollen "weiterhin Mitglieder und Exzellenztreiber ihrer Mutterinstitution bleiben". 100 Fellows und 500 Studierende könnten ab 2009 mit dem Forschen beginnen.

Der Wissenschaftssenator will die Einrichtung als Stiftung organisieren. Allerdings stellt sein als extrem sparsam bekannter Senatorenkollege Thilo Sarrazin (SPD) dafür nur 18 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Immerhin: Sowohl die Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) als auch der Stifterverband begrüßten den Vorstoß Zöllners.

Als sinnvoll gilt derzeit der Versuch, die außeruniversitäre und die Forschung in den Unis zu verknüpfen. Diesen Weg gehen sowohl die Elite-Uni TH Karlsruhe, die sich mit einem Helmholtz-Zentrum praktisch verschwistert hat, als auch die Elite-Uni RWTH Aachen, die eng mit dem Forschungszentrum Jülich kooperiert. Ob sein Vorschlag in diese Richtung geht, weiß offenbar der gern als Supersenator bezeichnete Zöllner selber nicht: Seine Supra-Uni sei ein "ganz neues, weltweit unrealisiertes Modell". Auf die barsche Vor-Absage des FU-Präsidenten reagierte Zöllner cool. "Ich sehe keine Kommunikationsprobleme. Ich hoffe auf eine ergebnisoffene Diskussion mit allen Beteiligten."

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