ARD-Talker Plasberg: Zu hart für den Sonntag
An seiner Stelle erhielt Anne Will den Christiansen-Sendeplatz. Dafür durfte Frank Plasbergs Show aus dem dritten Programm ins erste aufsteigen. Ab Mittwoch ist sie dort zu sehen.
W ird Anne oder Frank die neue Sabine? Darüber haben sich zu Beginn dieses Jahres die Programmverantwortlichen der ARD und viele Journalisten wochenlang den Kopf zebrochen. Die Frage, ob also Anne Will oder Frank Plasberg Sabine Christiansens Polittalk-Sendeplatz am Sonntag um 21.45 Uhr einnehmen sollte, löste man bekanntlich mit einem Kompromiss: Will bekam den Zuschlag, und Plasberg durfte mit seiner Sendung "Hart aber fair" trotzdem aus dem Dritten Programm des WDR ins Erste aufsteigen - wobei sich als Sendetermin für ihn schließlich der Mittwoch (21.45 Uhr) herauskristallisierte.
Bei der Pressekonferenz, die die ARD anlässlich Plasbergs heutigem Start im Hauptprogramm veranstaltete, versuchte Progammdirektor Günter Struve den Eindruck zu erwecken, der Schweiß sei letztlich umsonst vergossen worden. Kürzlich sei ihm klar geworden, was ihm Monate zuvor noch nicht klar gewesen sei: Dass die härtere Talkform, für die Plasberg stehe, am Sonntag "vielleicht noch nicht einmal ideal gewesen wäre". Die jetzige Mischung - am Sonntag ein "Salon", am Mittwoch "Hart aber fair" - sei ideal.
Nachdem Plasberg in einem Focus-Interview erzählt hat, bei Wahlen hin und wieder ein Kreuz bei der CDU hinzumalen, kann man das auch anders sehen. Hätte sonntags der Gelegenheits-Schwarze Plasberg die ewig schwarze Christiansen abgelöst, wäre vielleicht eine politische Kontinuität auf dem Sendeplatz gewährleistet gewesen.
Das Thema von Plasbergs Premierensendung im Ersten lautet nun: "Hilfe, sie haben die Reformen geschrumpft - geht so der Aufschwung kaputt?" Eine staatstragende Christiansen-Frage, nur halt angestrengt peppig und in nicht so schönem Deutsch formuliert. Zu diesem putzigen Weltbild passt ein Satz aus dem ARD-Pressetext zur heutigen Sendung: "Linke Positionen sind in den großen Parteien wieder mehrheitsfähig geworden." Fragt sich nur, in welchem Land.
Bisher hatte Plasberg seine Sendung sechseinhalb Jahre lang, ebenfalls mittwochs, um 20.15 Uhr im WDR präsentiert. Die wichtigste Änderung: "Hart aber fair" läuft jetzt statt 90 nur noch 75 Minuten. Kein Problem, sagt Plasberg. Anders wäre das bei einer Reduzierung auf eine Stunde gewesen. "Unter Zeitdruck kann man keinen Druck ausüben", so Plasberg. Der Moderator widerspricht darüber hinaus der Vorstellung, er müsse fortan zahmer fragen als im Dritten: "Wer Quote und Qualität verbindet, kann machen, was er will." Manchen Leuten, denen er begegne, sagten ihm derzeit: "Halten Sie durch!". Er entgegne dann immer: "Ich bin nicht im Widerstand, mein Name ist nicht Scholl."
Zur im Sendungstitel verheißenen Härte werden weiterhin nicht zuletzt die pointierten Einspielfilme beitragen. Die machen es möglich, dass Plasberg einen Politiker mit dessen Geschwätz von gestern konfrontieren kann. Oder mit missliebigen Fakten. Diese Filme sind aufwändig, und deshalb sind die 120.000 Euro, die Plasbergs Produktionsfirma für die Erstellung einer Sendung erhält, recht gut angelegt.
Insgesamt sind 40 Shows pro Jahr geplant - "so der Fußball will", wie der Moderator sagt. Mit dem Fußball, zum Beispiel Champions-League-Übertragungen, konkurrierte er schon, als er um 20.15 Uhr im WDR antrat. Europas beste Klubteams bleiben ihm als Gegner erhalten, aber in Zukunft kann es sogar passieren, dass er gegen den Fußball quasi kampflos das Feld räumen muss - wenn die ARD mittwochs ein Länder- oder DFB-Pokalspiel zeigt. Immerhin: Die Finanzierung von "Hart aber fair" im Ersten wurde teilweise dadurch möglich, dass die ARD Geld aus ihrem Sportrechtetetat abzwackte. Im Fußball spricht man in so einem Fall gern von "ausgleichender Gerechtigkeit".
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