berliner szenen Markt am Maybachufer

Kauen und kichern

Normalerweise kommen Werbezettel sofort zum Altpapier, dieser aber schafft es bis in die Hosentasche: „Wochenmarkt Maybachufer: dienstags neue Angebote“. Ich stelle mich an einen Stand mit Kapern und Pasten, vor dem schon eine Frau steht. Ein Grieche fragt nach unseren Wünschen; in der Ecke sitzt sein Kollege und pausiert. „Von der Sesampaste“, sagt die Frau. „Erst probieren!“, erwidert der Grieche, reißt Brotstücke von einem Laib und tupft einen Klecks Paste drauf. Ohne zu fragen, bereitet er mir ebenfalls einen Happen mit einer Kaper zu; frisch und salzig zerplatzt sie am Gaumen.

„Ich nehme ebenfalls von der Sesampaste“, sage ich. „Weiterprobieren!“, widerspricht der Grieche, „mögen Sie Fisch?“ Wir nicken. Er bestreicht Brot mit Thunfischpaste, garniert mit Garnelen und reicht Tempos für die Hände hinterher. „Lecker!“, lobe ich, „aber für heute bleibt's bei Sesampaste und Kapern.“ „Bei mir auch“, sagt die andere. Unbeirrt reißt der Grieche Stücke vom Brot und streicht seine Pasten obendrauf. Wir kauen und kichern. Der ältere Kollege ruft mahnend aus der Ecke: „Du musst verkaufen!“ Ohne Hast befüllt der Jüngere seine Plastikschalen nach unseren Wünschen, drückt vor dem Verschließen noch zusätzlich Garnelen in die Paste. „3 Euro“, schmunzelt er. „Ich gebe Ihnen 50 Cent mehr“, sage ich zu ihm, „Sie haben gut bedient!“

Während ich die Münzen auf die Theke zähle, legt er schnell ein paar getrocknete Tomaten zu meinen Kapern. Alle lachen. „Nicht nur die Türken machen gutes Essen!“, sagt der Mann, entfaltet eine Griechenlandkarte und legt den Zeigefinger auf die Ostküste, „hier ist meine Heimat!“ Zum Abschied schenkt er Ouzu ein; es prickelt warm.

ELINA KRITZOKAT