Wissenschaftler treffen Aktivisten

Heute beginnt eine kapitalismuskritische Konferenz. Bis zum Sonntag diskutieren Wissenschaftler und Aktivisten

Ein Gespenst geht um in Berlin: Heute beginnt an der Humboldt-Universität die Konferenz „Kapitalismus-Reloaded“. Die Veranstaltung „wird vor allem von neomarxistischen Theorieansätzen dominiert“, kündigt Peter Strotmann von Attac an. „Es gibt ein neues Bedürfnis, gesellschaftlichen Widersprüche zu verstehen.“

Der Kongress dauert bis Sonntag und wendet sich sowohl an Wissenschaftler als auch an Akivisten und will eine Brücke zwischen politischer Theorie und Basisarbeit schlagen. Dies spiegelt sich auch in der Organisation wider. So finden am Freitag mehrere Crashkurse statt, in denen Begriffe wie Kapital, Ideologie, Globalisierung und Hegemonie erklärt werden. Gerüstet mit diesem Wissen fällt es theoriefernen Teilnehmern leichter, den Vorträgen und Diskussionen zu folgen.

Neben klassischen Themen wie „Ideologie und Subjekt“ werden auch neue Phänomene verhandelt. Unter dem Titel „Empire und Hegemonie“ geht es um die geopolitische Konkurrenz zwischen den USA, Europa und China. Denn „die Sonderrolle des Dollars ermöglicht es den USA in fast allen Ländern, die Innenpolitik zu bestimmen“, erklärt Strotmann.

Auch die Konkurrenz um die immer knapper werdenden Ölvorräte ist ein Thema. Ein anderer Schwerpunkt des Kongresses: Man wolle „die sozialpsychologischen Mechanismen verstehen, durch die Zustimmung organisiert wird“, erklärt Mitorganisatorin Sarah Borman.

Neben Attac gehören auch die Böll-, Böckler- und Luxemburg-Stiftungen zu den Veranstaltern. Zudem machen verschiedene linke Zeitschriften mit – etwa „Kritik und Analyse“, „Kritik und Praxis“ oder auch „Das Argument“.

Bei der Eröffnungsveranstaltung am Freitag im Audimax der Humboldt-Universität treten der amerikanische Soziologe Giovanni Arrighi, die Politikwissenschaftler Alex Callinicos und Frank Deppe auf. Die Crashkurse finden bereits vorher zwischen 15 und 18.30 Uhr in der Philippstraße 13 statt.

Am Samstag und Sonntag tagt dann der Kongress im Hauptgebäude der Technischen Universität in der Straße des 17. Juni. Dort findet auch am Sonntag die Abschlussveranstaltung mit Rednern wie dem Historiker Karl Heinz Roth, den Wirtschaftswissenschaftlerinnen Yash Tandon und Ana Esther Cecena, die Gewerkschafterin Sibylle Stamm. Der prominenteste Gast wird Ernesto Lander sein, der Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez berät. HAUKE RITZ