Kolumne Klatsch: Bleiben? Verlassen? Oder zurück?

Beim Einsortieren der Welt- und Klatschnachrichten in meinen privaten Kleiderschrank.

Landrätin Gabriele Pauli verlässt die CSU und sucht eine neue Liebe. Boris Becker ist wieder einmal allein. Franz Müntefering kehrt heim zu seiner kranken Frau. Und die Eheleute Sarkozy in Frankreich haben die Scheidung eingereicht.

Ich lese oder höre die Nachrichten und muss sie in mein kleines Leben einsortieren. Wäre es nicht auch an der Zeit, die eigene Frau zu verlassen? Oder bewusst bei ihr zu bleiben? Oder noch mal von vorn anfangen mit einer Neuen? Mit Frau Pauli? Wenigstens sieben Jahre lang?

Beim Einsortieren der Welt- und Klatschnachrichten in meinen privaten Kleiderschrank hilft mir seit neuem die Apotheken-Umschau. Sie liegt auf Kniehöhe in meiner Dorfapotheke zum Mitnehmen, umsonst, versteht sich, denn, das steht gleich fett gedruckt unter dem Titel: Sie ist "bezahlt von ihrer Apotheke". Danke.

Wer glaubt, Stern, Spiegel, Bunte oder Focus seien wichtige große deutsche Zeitschriften und Magazine, der weiß nicht, was in diesem Land wirklich gelesen wird: Die Apotheken-Umschau hat die Auflage von Stern, Spiegel, Bunte und Focus zusammen und dann noch einmal das doppelte drauf: 8,81 Millionen Exemplare. Außerdem zu nennen wichtig: die Bäckerblume (1,25 Millionen Leser), die ADAC-Motorwelt (rund 19 Millionen Leser) oder das Tchibo-Magazin (1,2 Millionen Exemplare). Wer also wissen will, wo sich Weltsicht und Meinung in diesem Land bildet, der sollte beim Kauf seiner nächsten Kopfwehtablette die Apotheken-Umschau mitnehmen.

Mir persönlich haben übrigens Parasiten im Dünndarm (Giardia lamblia) zu dieser Erkenntnis verholfen. Während der Apotheker noch nach den Tabletten suchte, fiel mir vor wenigen Wochen das erste Mal die Umschau in die Hände. Jetzt gerade liege ich mit fiebriger Halsentzündung im Bett und weiß nicht, ob ich meine gesundheitliche Besserung und die gute Laune mehr den Penicillin-Tabletten oder der neuesten Ausgabe der Apotheken-Umschau zu verdanken habe.

Das Max-Planck-Institut in Berlin, so entnehme ich dem Heft, hat in einer Studie herausgefunden, dass Männer schöne Frauen wollen. Frauen dagegen mächtige Männer. Ich will ja gar nicht wissen, wie viele Euro meiner letzten Einkommensteuer an die Max-Planck-Gesellschaft geflossen sind, damit sie dort solche bahnbrechenden Studien erstellen. Aber was die Eheleute Sarkozy angeht, ist diese Meldung dann doch um Verständnis hilfreich. Mächtige Ehemänner verlieren offenbar mit den Jahren an Attraktivität, Macht ist also nur der "Kick" zu Beginn einer Beziehung, nicht aber deren "Kitt".

Über Müntefering weiß ich nach der Lektüre der Apotheken-Umschau auch besser Bescheid: "Pflegende Männer sind bei uns in der Minderzahl" (steht auf Seite 12), und einer dieser wenigen Männer, die ihre Frauen pflegen, wird in jenem Artikel befragt und sagt dann den Satz, den "Münte" hätte unbedingt sagen müssen, als er von der politischen Bühne abtrat: "Ich wende mein Gesicht der Sonne zu, dann fällt der Schatten hinter mich." Leider hat den Satz nur ein völlig unbekannter Heinz Nickel aus Dettingen an der Iller gesagt, aus dem Mund von "Münte" wäre er in die Geschichte eingegangen.

Und Pauli und Becker? Da hilft die Apotheken-Umschau nicht wirklich weiter. Zwar wirbt ein Pharma-Unternehmen auf Seite 25 für "Viagra fürs Hirn", und Johanniskraut-Trockenextrakt soll gegen Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Antriebslosigkeit helfen. Aber das erklärt doch nicht, warum ein 40-jähriger Extennisstar noch immer haltlos durchs Leben stolpert oder eine attraktive und aufmüpfige CSU-Politikerin nach ihrem Rückzug aus der Partei nur Hohn und Spott erntet.

Manche Dinge bleiben eben rätselhaft. Apropos: "Gottes Gunst", fünf Buchstaben senkrecht im Kreuzworträtsel der Apotheken-Umschau auf der vorletzten Seite. Ich komm einfach nicht drauf.

Fragen zu Boris? kolumne@taz.de Montag: Stefan Kuzmany ist GONZO

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