Kommentar Aushlifs-Lehrer: Strawberry fields - vorbei

Erdbeerpflücken ist Vergangenheit. Die Polen arbeiten in Deutschland jetzt auch als Lehrer - aber sind nur ein vorläufiger Ersatz für reguläre Kräfte.

Um den Matheunterricht an deutschen Schulen ist es miserabel bestellt, in Physik und Chemie ist es genauso zum Heulen - denn es fehlen Lehrer für die naturwissenschaftlichen Fächer. Die Schulbehörde Bremerhaven hat sich deswegen Folgendes einfallen lassen, nachdem immer mehr Stunden ausfallen mussten: Sie schaltete Zeitungsanzeigen in Polen, auf das sich willige polnische Lehrer finden mögen, um Bremerhavener Kindern Vektorrechnung, Optik und das Bohrsche Atommodell näherzubringen.

Die potenziellen Kandidaten müssen ein Lehramtsstudium absolviert haben und solide Deutschkenntnisse nachweisen. Sie werden zwar voll bezahlt, allerdings noch als vorläufiger Ersatz für reguläre Kräfte gehandelt. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass sich die polnischen Lehrer dauerhaft in Bremerhaven etablieren. Auch die polnischen Ärzte, die zunächst in ostdeutschen Krankenhäusern als Notnagel herhalten durften, haben ihren miserablen Status längst hinter sich gelassen.

Das hat nicht nur mit ihrer guten naturwissenschaftlichen Ausbildung zu tun. Viel mehr bröseln die fiesen Stereotypen dahin: Die Polen, die auf ausländischem Boden Spargel stechen und Erdbeeren pflücken, werden in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend ersetzt durch Landsleute, die in England als Architekten arbeiten, in Irland Firmen gründen oder eben Ärzte in Deutschland sind. Überraschung, die können ja was! Auch Vektorrechnung.

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Jahrgang 1981, volontierte 2007 im Haus und schrieb dann für die taz aus Ramallah, Kairo, Pankow und Charlottenburg, denn Auslands- und Lokaljournalismus sind Geschwister im Geiste.

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